irgendwie von der stadt aus gold...

als ich gestern aus dem güldenen berlin nach hause zurück kehrte, schauten aus meinem briefkasten die noten aus paris heraus. ich wunderte mich, dass sie das wochenende überlebten, gerade in meinem kriminellen stadtteil. schnell öffnete ich den umschlag, kuschelte mich an das französische büttenpapier und setzte mich ans klavier. wundervoll. langsam wächst das stück unter meinen fingern. schwierigkeitsstufe 8 von 9 - für einen nicht professionellen klavierspieler etwas anstrengend, aber sicher machbar. nur nicht so schnell, wie gewünscht: thème harmonisé et accompagnement mixte main droite. orchestration plus riche. - die anstrengung wird sich lohnen. ich liebe dieses lied so. ich bekomme nicht genug und benötige es aus einem bestimmten grund, der hier aber noch nicht breitgetreten wird. eigentlich sollten diese notenblätter meine freude ins unermessliche steigern und meine gute laune, die ich aus berlin mitbrachte, noch anheben, sie gülden erscheinen lassen. das funktionierte auch eine gewisse zeit - bis es plötzlich an meiner tür klopfte. ich öffnete: dort standen die beiden alten frauen des hauses, die sonst zuckersüß waren, doch gestern wirkten sie wie die haus-gestapo. es ging um meinen keller. die betonung darauf liegt auf "meinen" und bestimmt auch auf "keller", denn in blinder rage betont man gerne ein paar wörter mit. es ist eigentlich nicht mein keller. ich darf ihn mit einer frau gemeinsam nutzen, die es aber nicht tut. es stehen kartons in ihm, die mit fernsehzeitschriften von 1943 gefüllt sind. ich habe es mir erlaubt, meine säcke mit aussortiertem inhalt dort unterzustellen, bis ich die gelegenheit beim schopfe packe und sie zur mülldeponie fahre. die frauen regten sich in einem total penetranten ton auf. sie fuhren mich an, weshalb ich denn so viele säcke in meinem keller stehen hätte und ob man die nicht vor die tür stellen könnte. zu beginn deutete ich an, dass ich nicht behindert sei und dass man mit mir auch vernünftig sprechen kann - doch das sahen die sterbenden huren nicht ein. sie keiften weiter. ich blieb ruhig. sagte irgendwann, dass ich nun meine tür schließe, was ich dann auch tat. ich wollte sie tot sehen, langsam an ihrem blut erstickend, während ich ihre körper mit einem geliehenen grapefruit-löffel aushöhlte. allein bei diesem gedanken errigierte ich zutiefst.

meine laune war dahin. schnell zog ich mir meine schuhe an und verließ das haus. ich musste spazieren gehen und mir meine stadt anschauen. meine kleine stadt, die mit jedem tag ungeliebter wird. sie verzehrt mich, sie versucht es jedenfalls. sie will mich in die knie zwingen, mich zu ihrem untertan machen. sie will mich zwingen, auf ewig zu bleiben - doch das werde ich nicht. ich gehe dorthin, wo es gülden ist. die stadt aus gold, wo die luft der nacht nach freiheit schmeckt. dort wird es mich hinziehen. dort werde ich beginnen. erneut.

seit ich zurück bin, vermisse ich die stadt aus gold noch stärker. ich vergehe fast vor verlangen, die nacht in ihren armen zu spüren, ihre kalten mauern zu erwärmen. nimm mich mit, bitte. lass mich nicht hier. je veux être l'endroit où vous êtes, cité d'or...

die letzte nacht war ein nachtmahr in sechs akten. fürchterlich. seit langem hatte so eine nacht nicht. und wenn ich weiter zurückdenke, glaube ich, dass ich so eine nacht noch nie erlebte. nach jeder episode wurde ich wach, doch in diesem leichten dämmerzustand sah ich schon die nächste episode näher rücken. grauenvoll. allein der gedanke an alle sechs teile zaubert mir eine gänsehaut. ich wollte mich wach halten - doch als ich dieses vorhaben in die tat umsetzen wollte, betrat ich eine neue welt, eine weitere episode. das kurze aufwachen war eher als entr'acte zu verstehen. die bühne wurde umgebaut, die szenerie für eine weitere nachtmahr errichtet.

auch der heutige tag war nicht so schön, aber ich möchte darauf nicht näher eingehen. habe nach der arbeit ein glas wein geschenkt bekommen - mein highlight des tages. aber ich war nicht fähig, den tropfen zu genießen. zu aufgewühlt war ich, die emotionen nicht unter kontrolle. blut.

bald geht der vorhang wieder auf. vielleicht schlafe ich diese nacht ruhiger. wir werden es sehen. langhaarige katzen mit krächzender männerstimme bleiben mir hoffentlich erspart. auch diese nacht möchte ich nicht durch dunkle räume schreiten und defekte lichtschalter ausprobieren - diese nacht bitte nicht.






zitat des tages 43

dorf-stuten reitet man ohne sattel!

so viel zum thema 'sexualität und landwirtschaft'.






gedanken zur heimkehr...

zurück. fern vom luxus. ein hohles gefühl. überall. ich brauche keinen luxus, aber ein gefühl. es ist dort geblieben, wo es schon immer verweilen wollte.
ich möchte ein phönix sein und meine alte asche verlassen, zu etwas neuem wiedergeboren werden, neu erstehen.






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