Freitag, 12. März 2010

irgendwie rot, lang und dünn...

rot ist die hoffnung oder der untergang. bin mir da noch nicht so sicher. jedenfalls hatte ich einen traum, der sich wie drei stunden anfühlte. es war die längste loopingbahnfahrt meines lebens mit Jesse Tyler Ferguson. vorher gab es einen testlooping, hinterher mussten wir uns klebereis, wahrscheinlich Koshihikari, unter die achseln und die nase schmieren, komische warme hauben aufsetzen und andere vorbereitungen für einen neuner-loop auf uns nehmen, der rückwärts passieren sollte. nur wenige menschen überlebten dies. ein lagerarzt musste die fahrgäste nach dem test-loop untersuchen und freigeben. mich wollten sie nicht fahren lassen, da meine kopfhaut gerötet war. Jesse Tyler Ferguson nannte ich die ganze zeit jörn, was ihn nicht zu stören schien. kurz vor dem loop erwachte ich und schlief sofort weiter.

ich stellte mir soeben einen freizeitpark mit stinkendem vomitationsbereich vor. es würde einen neben jedem fahrgeschäft geben. ein kleiner raum mit grauen wänden. im boden eingelassen würde sich eine schmutzige rinne befinden. kleine kinder und erwachsene würden wie figuren von dalí in diesem raum hocken, die leibchen mit magensaft besudelt. allein durch diesen intimen akt der selbstpreisgabe würde die völkerverständigung um ein hundertfaches verbessert. menschen könnten über kochrezepte sprechen, dabei auf ihren mageninhalt zeigen und erklären, dass das risotto in wirklichkeit eine viel schönere farbe hat.
jede stunde würde eine putzfrau aus angola mit einem feudel durch den raum wischen, dabei an den tod denken. sie kam vor jahren in das güldene land. sie wollte karriere machen. wie jede frau aus angola es sich hier erhoffte. studieren oder mcdonald's. irgendwas. dann einen doktor heiraten oder ausrauben. irgendwann würden sie in einer vomitations-area aufwachen und die welt nicht mehr verstehen. frau hegemann, ist das nicht ein schöner absatz für ihr nächstes buch?

insolvenznobelpreis, crazy bitch. wilde verleser markieren derzeit meinen weg. wohin ich schaue lese ich seltsame satz- und wortkombinationen (oder verfasse sie). lustige und traurige. ich sollte mir das lesen abtrainieren, macht eh nur müde. alles macht müde, sogar das schlafen. sprach am mittwoch beim kaffee darüber, wie grausam es wäre, würden wir fünfhundert jahre alt. meinem gegenüber gefiel diese idee. ich sagte, dass dreißig jahre vollkommen ausreichten. mit dreißig hat man alles gesehen, jede emotion bis zum bersten aufgebraucht. man hat geliebt, besuchte mindestens drei beerdigungen, sah mindestens eine staffel "lost" und aß verdorbenes gemüse. das reicht doch. nein, reicht es nicht. fünfhundert jahre mindestens, auch wenn man dafür seine seele dem teufel überlassen muss.
gut, ich mache nun noch die hundert voll und dann trete ich ab. werde in dieser zeit noch viel verdorbenes erleben. die jugend zum beispiel. oh, verschreiber gibt es auch. wollte "juden" schreiben.

im lidl steht seit kurzem ein sicherheitsbeamter und ich bin froh, dass ich diese umschulung nicht durchsetzte, um einer von ihnen zu werden. zwischen der tee- und saftabteilung steht er, schaut und langweilt sich zu tode. immer in der hoffnung, mit seinem schlagstock auf migranten einzuprügeln, die deutsche butter unter ihrer umstandskleidung aus dem supermarkt schmuggeln wollen.
jeder kunde wird bei eintritt beäugt und eingestuft, dabei die ganze zeit beobachtet. einige werden angesprochen, wie ich. nein, er wollte nicht in meine tasche schauen oder unter mein schwangerschaftskissen. er fragte mich lediglich, wo man in bremen noch schwarz weggehen könnte. eine urige frage, weiß man doch, dass bremen seit jahren tot ist.
aber sicherheitsbeamte leben in einer anderen zeit. überwachungskameras sind ihre ärgsten feinde. zwischen ihnen gibt es eine geheime kompätischn: wer sieht zuerst den molkedieb? wer rettet die deutsche markenbutter?
oh, butter. ich habe die gesalzene butter für mich entdeckt. ja, mutter, die mit dem ganzen cholesterin. mich soll etwas aus dem supermarkt töten, wenn ich schon keinen führerschein besitze. und ich nehme auch nur die butter aus der normandie, denn die ist handgeformt. steht zumindest auf der packung. ich glaube das nicht wirklich, obwohl ich mich beim verzehr ständig intim berühren muss. stelle mir ein dorf vor, in dem butterbauern leben. seit generationen von jahren formen sie butter mit der hand. die hand, die dich liebt und fingert, formt hier noch gesalzene butter. hier wird die hand geehrt und nicht wie in angola, wo sie mit schmutzigen colaflaschenscherben jungfrauen ausbeutet.
in diesem dorf würde es täglich das butterfest geben und niemand wäre dem überdrüssig. butter ist besser als religion, sauberer als gott. lasst uns die butter feiern. yeah, baby, praise the deutsche butter aus der normandie.
ich will auch ein butterfest. gemeinsam mit meinen butterfreunden säße ich auf der veranda meines hauses und wir würden mehrkornbrot mit kalter butter essen. den ganzen tag. jeden tag. vielleicht sogar täglich. und alle fänden das toll.

"kommst du zu meinem butterfest?" - "darf ich eine freundin mitbringen?" - "kein problem. ich liebe neue menschen." - "sie ist nicht neu." - "oh." - "das ist nicht deine schuld." - "ich weiß, aber butter ist dennoch für jeden da." - "du bist so gut, ich werde dir ein butterpräsent zubereiten." - "das ist nicht nötig." - "ich bestehe aber darauf." - "das ist nicht nötig." - "in ordnung."

das leben wäre wieder toll, wie damals, als es noch den gesetzlichen eintopfsonntag gab. und in diesem leben gibt es das tägliche butterfest mit girlanden und alten freunden. ja, man muss alten freunden vergeben können, nur so wird das eigene butterfest ein wahrer erfolg.

nun muss ich specksteintöpfchen kaufen.






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Joe (Gast) - Fr, 12. Mär, 11:38

Ich komme auch und dann mache ich den Butterfasstanz! Jawohl.

herrtwiggs - Fr, 12. Mär, 11:48

es wird nicht getanzt, tut mir leid. nur stumpf butter gegessen.
Der Schneekoenig (Gast) - Fr, 12. Mär, 11:41

*kreisch* Wie schoen, etwas Neues! (Ist das nur ein Aufbaeumen, oder ist deine Schreibunlustphase nun ueberwunden?)

herrtwiggs - Fr, 12. Mär, 11:47

keine ahnung, ich habe nie lust zu schreiben. schauen wir mal. :)
Der Schneekoenig (Gast) - Fr, 12. Mär, 12:01

Wie bekloppt, eigentlich. Du hast ein Blog, aber nie Lust zu schreiben - ich habe immer Lust zu schreiben, aber kein Blog (beinahe).
QuasiGegenHeil!Land (Gast) - Mo, 15. Mär, 14:19

betastungen

...hach, schön...wieder nurmtext...........
..... .......... .

sag, hast du nicht, nebenbei gesagt, lust meine ausstellungseröffnung auf dem elektronischen piano zu betasten? nymanisch? mertenisch? verwnukt? verglasst? elfvermännischt?....

über-mir (Gast) - Mo, 15. Mär, 14:20

^ -- das war ich, also jens ... :-)
Der Schneekoenig (Gast) - Mo, 15. Mär, 19:40

Gott, das will ich sehen! Ich fiele zwar mit Sicherheit andauernd in Ohnmacht und verpasste fast alles, aber ich koennte dann zumindest damit angeben, dabei gewesen zu sein.
Gegenheillandverschickung (Gast) - Mo, 12. Apr, 12:09

zugabe der angaben

hallo schneekönig!
die ausstellungseröffnung ist am 23. april um 15.00 bei den Stadtwerken Verden, Am Allerufer 6
es werden so ca. 50-60 bilder ausgestellt. und sie läuft bis ende september.... :-)
liebe grüße -- jens
Stephanie (Gast) - Mo, 22. Mär, 21:03

Endlich!

Endlich haben Worte wieder Sinn! Danke herr twiggs, dass Sie aus der Winterstarre erwacht sind! ich wünsche ein fröhliches butterfest!

Joe (Gast) - Mi, 24. Mär, 06:06

Wenn ich nicht den Butterfasstanz machen darf, komme ich nicht


Clark Nova (Gast) - Mo, 19. Apr, 20:54

ein sehr schöner text, der mich zwischenzeitlich an "gullivers reisen" denken lies. dort gibt es unsterbliche, die dennoch weiter altern und immer unzufriedener werden. soviel zum thema 500 jahre.

kurt (Gast) - Fr, 28. Mai, 15:18

500 jahre einsamkeit -555 jahre alt wie im schönen roman von maria s.der rote löwe?..

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