irgendwie von den lesefrauen...
An der Haltestelle sehe ich sie täglich: Die kleinen untersetzten Frauen, die mit spitzen Fingern in ihren Liebsromanen nesteln und liebevoll mit der anderen Hand den Buchrücken schaftartig umkreisen. Sie träumen sich in Welten, die ihnen in ihrem kargen Alltag im Großraumbüro verborgen bleiben. Während sie Millimeterpapier sortieren, könnten sie sich in Tagträume verfangen; tun dies aber nicht, da ihnen die Phantasie fehlt. Deshalb lesen sie. Sie saugen die Ideen und Träume eines Bestseller-Autors auf, der sie niemals auf der Straße grüßen würde; der in einem Haus wohnt, das aus Tränen und Träumen der Lesefrauen gebaut wurde. Dort hält er ausgewachsene Frauen gefangen, die er im Wald beim Joggen entführte. Er fesselt ihre Beine und Arme mit Kabelbindern zusammen und isst dabei Bohnen. Nebenbei schreibt er weitere Liebesromane und hasst sein Leben.
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Donnerstag, 3. November 2016, 21:05h in der abteilung:
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