irgendwie von der löffelsprache...

nichtsahnend saß ich in der straßenbahn auf dem weg nach hause. mein blick ließ die alten bauten der stadt erglimmen - endlich fühlten sie sich gesehen, entdeckt, geliebt. seit ewigkeiten stehen sie dort, möchten mit liebe überschüttet werden, doch keiner nimmt sie wahr. ich tat es. ich tue es. immer. gelegentlich steige ich aus und berühre sie, lasse meinen geist in sie fließen, gebe ihnen einen teil meiner gedanken zum lohn für ihre pracht. sie haben es sich verdient. durch meine hände spüre ich ihre wünsche. sie fließen durch mich hindurch. wie träume. ja, sie träumen von der alten zeit, in der sie wichtig waren, in der sie gebraucht wurden. heute stehen sie einfach dort und keiner kümmert sich um sie. arme dinger.

ich schweife ab. wie so oft. dies ist ein abschweif-blog. was wollte ich mitteilen? oh, die erinnerung kommt zurück. ich saß in der straßenbahn, die mich von der löblichen arbeit zurück nach hause bringen sollte. die randgruppen-straßenbahnlinie. güterverkehr des grauens. geisterbahn. nur schäbige leute fahren damit. und ich. schaue immer aus dem fenster, damit ich nicht zu ihnen gehöre. nehme den kleinen finger in den mund, damit ich spüre, dass ich noch am leben bin. lutsche ihn. nehme ihn tief. schmecke die arbeit. der arbeitssud vermischt sich mit meiner spucke. arbeiterspucke. wie schön. ich möchte sie teilen. keiner da. kein kuss. keine ewigkeit. die bahn hält. menschen und die, die es werden wollen, steigen aus. andere steigen ein. es steigt ein: knapp 190cm groß, kaputte gelb-blonde haare, halblang, rosa top, schwarz-güldener minirock, lila socken und arbeiterschuhe. wahrscheinlich ist es drogensüchtig. es hat ein vorstehendes kinn, über das schwule dichter schreiben würden. es trägt eine plastiktüte bei sich mit undefinierbarem inhalt. ich schaue kurz auf, löse mich von meinen arbeiterfingern, um kein uneindeutiges bild zu erwecken. es setzt sich. die adern auf den armen sind dick. blaue flecken schmücken sie. kronengleich. ein piercing versteckt sich auf dem nasenflügel - will nicht von anderen piercings gesehen werden - man könnte reden. es setzte sich auf den platz, als wäre es ein damensattel, nestelt dabei an der widerlichen tüte, in der sich, wie sich später herausstellen mag, miniröcke verstecken. das abgemagerte ding sitzt nun auf dem stühlchen und versteht die welt nicht. das hirn will nicht mehr richtig funktionieren nach all den drogen. armes ding. denke ich. du bist besser unter dieser bahn aufgehoben, als darin. denke ich nicht. hätte ich denken sollen, war aber zu sehr mit meiner verachtung beschäftigt. ein verachtender blick will gelernt sein: die linke lippenseite wird leicht nach oben geschoben, die augen bilden schlitze. ein böser blick. sicher peinlich für außenstehende. aber irgendjemand wird ihn verstehen und sich verachtet fühlen.

ich machte einen absatz. das ding holte einige miniröcke aus der ominösen tüte und sah sie sich an. geschmack hatte es nicht. ich bin für eine welt, in der geschmack in den altkleider-containern wohnt. es soll sich lohnen, wenn man die kleiderkammer besucht. nein, gucci führen wir nicht, aber wir haben geschmack. hier. es ist gülden. ein scheiß. armes ding. es tat mir kurz leid. doch dann nicht mehr. wenn mir alle menschen leid tun würden, könnte ich den ganzen tag nicht atmen. ich würde unentwegt weinen, nach luft schnappen. mein brustkorb würde invertieren und so tun, als wäre er eine tuba. weshalb auch immer. brustkörbe haben ihren eigenen kopf.

dieses kinn. ich bekomme es nicht mehr aus meinen gedanken. hatte könig drosselbart nicht auch so ein fieses kinn? trennte er sich nicht von seinem bart? die prinzessin mochte keine bärte, da sie davon genitalen ausschlag bekam. der bart war weg - das kinn auch. märchen sind fies. egal. es war kein märchen. das kinn im minirock fuhr sich mit den junkie-fingern durch die sisal-frisur. sisal. rosettenpflanze. gedanken abschalten, bitte. danke.

es drehte sich mehrmals um und fragte die mitfahrenden, ob es schon fünf uhr sei. wahrscheinlich hatte es einen nageltermin. gedanken abschalten, bitte. danke.

ich konnte meinen blick nicht abwenden! oh gott, ich konnte es nicht! meine blicke mussten das gottverlassene wesen studieren. jede hautfalte musste ich schauen, jede gebrechliche bewegung der dürren ärmchen musste ich in mich hineinsaugen. du bist schön - auf deine eigene skurile art, herzchen. ich möchte dir engelsflügel antackern und fotos von dir machen. sei meine vernichtete prinzessin. es brennt. in mir. du bist das, was ich immer suchte.

ein schlag auf den kopf vernichtete meine denken. ich muss mich oft selbst schlagen, damit ich in die realität zurückkehre. ein schwerer weg, lebe ich doch in einer phantasiewelt. einem imaginat. alles ist schön, solange es nicht greifbar ist.

es dreht sich um und zeigt einer frau die neuen kleidchen. die frau muss ihr würgen unterdrücken, damit sie nicht zu viel menschlichkeit zeigt. sie schaut aus dem fenster und hofft auf arbeiterspucke. sie will nicht. ihr mund bleibt trocken. wüstensand verlässt ihren kiefer. kinder laufen herbei und formen ihn zu burgen, lassen kleinwüchsige menschen darin wohnen. ein bild für die götter. ich schlage mir auf den kopf. keine kinder da. kein sand. nur das ding im kleidchen. es sitzt wie eine prinzessin auf dem sitzplatz. es riecht nach alkohol und urin. pisse. alter, abgestandener pisse. ich überlege, ob es unterwäsche trägt. es schaut aus dem fenster. hat den mund dabei geöffnet. menschen, die die ganze zeit ihren mund offen tragen, sind dumm. sie müssen ihr hirn belüften. wie ein prozessor im computer belüftet wird. oder was auch immer darin belüftet wird. vielleicht ist auch nur ein lüfter im computer, um den staub zu verteilen. und den müll, die zigarettenasche und die chips. paprika.

ich besaß einst einen computer. als ich ihn öffnete, spielte sich meine kindheit wie in einem billigen porno vor mir ab. ich fand schätze wieder. aber das ist ein anderes thema.

es saß dort. von der welt verlassen. gedanken? was ist das? ist es hübsch und glänzt? muss ich mir aus dem container fischen.

ich bin ekelhaft. habe versucht, unter den rock zu schauen. wollte sehen, ob es unterwäsche trägt oder genital. man trägt genital diesen sommer. das wäre fein. zeigt mir dein genital und ich zeige dir, wie du liebst. ich muss mich schlagen. abschweif-blog. peng. ich sollte zur tanktstelle laufen und mir eine neue cola besorgen. habe zu viel weinbrand. der muss weg, damit ich ihn nicht trinke. doch die straßen sind unsicher, immerhin hat deutschland 3:2 gewonnen. kebab bekomme ich heute nicht mehr.

ja, ich gehe gleich noch zur tanke und kaufe mir eine überteuerte cola. die mische ich dann mit meinem weinbrand. ein geschenk von onkel ulli. habe ihn seit weihnachten. nicht den ulli - den weinbrand. habe ihn nicht getrunken. der tabletten wegen. aber nun trinke ich ihn und denke an den schnee, der meinen körper bedeckt. ein feiner schnee. weiß wie die unschuld. wie puderzucker. ich sitze in einer fabrik und stelle puderzucker her. mit 13 polnischen frauen sitze ich an einem band und wir reiben kristallzucker an sandpapier. der schweiß tropft von unserer stirn. wir unterhalten uns auf löffelsprache - ich habe löffelsprache nie verstanden. die mädchen in all meinen besuchten schulklassen unterhielten sich auf löffelsprache. eine geheimsprache, um über anwesende jungen zu sprechen. ich frage mal die kleine wiki, ob sie etwas darüber weiß.

es gibt eine übersetzungs-seite für löffelsprache. ilewich mölewöchtelewe stelewerbelewen.

tina sprach damals perfekt löffelsprache. sie wohnte im selben haus und wir teilten die selbe schulklasse. wenn ich aber nun zurück blicke und die geheimnisse der löffelsprache entschlüssel, fühle ich mich schlecht. die kombinationsgabe war damals noch nicht die, die sie heute ist. heute würde ich diese sprache sofort verstehen und als unnütz abstempeln. das ist sie. weg damit. in das feuer. wascht sie rein.

das ding sitzt noch immer auf dem sitzplatz und schaut herum. erzählt, dass es sich neue kleidchen kaufte. oder besorgte. egal. zeigt jedem, der sich traut, es anzusehen, die neuen röckchen. es wäre gerne eine prinzessin. aber das kinn stört. eine prinzessin mit ausladendem kinn ist blöd. da kann auch ein glaspantoffel nicht ablenken.






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