Dienstag, 25. Dezember 2007

irgendwie vom amoklauf im weihnachtswahn...

mit meiner walther ppk (7,65 mm, seriennummer 803157) bewaffnet drängte ich mich durch das weihnachtliche volk, das die letzten besorgungen tätigte. meine mission: buntes packpapier.
zu weihnachten, besonders am heiligen abend, kommen die letzten menschen aus ihren löchern und beginnen nun damit, schon die ersten geschenke für das kommende jahr zu kaufen. sie kaufen wie blöd, als hätte jemand in der stadt geld verschenkt oder jedem bürger das copyright auferlegt, sein geld selbst zu drucken. das ist natürlich zukunftsmusik und wird es wohl auch immer bleiben. undenkbar. ich eilte in ein befreundetes warenhaus, das an der straße wohnte und mich mit offenen türen erwartet. wir gaben uns kurz die hand zum gruß und ich trat ein. buntes packpapier. keins mehr da. alles fort. nur noch durchsichtige folie. wer packt seine geschenke in durchsichtige folie, durch die man sieht, was man einpackte? wahrscheinlich niemand. denn die regale brachen fast unter der last der folie zusammen. ich war erschüttert und schoss 13 müttern in die kniescheiben. schnell zum schlecker, dachte ich, als die polizei näher rückte. nur noch acht schuss. beeil dich! lauf!
schlecker hatte noch geschenkpapier, aber kein buntes packpapier. ich knülle das seit jahren zusammen, damit es eine tolle struktur erhält, dann wickel ich die geschenke darin ein. es wirkt so mondän, dass den beschenkten oft schwindelig wird.

nur normales geschenkpapier in den wildesten farbkombinationen war zugegen. ich sah mir die auswahl eine kurze weile an und griff dann einfach nach einer rolle und kaufte sie. auf der arbeit fiel mir auf, dass es kindergeschenkpapier mit engeln war, die irgendwelche herzen in ihren händchen hielten oder bäume mit schmuckem plastikschmuck schmückten. egal. war schaut schon auf das papier? das herz schenkt. ein schuss löste sich aus meiner walther ppk. gut, das ist gelogen. ich habe keine walther ppk. aber das papier gibt es wirklich. habe so wenig geschenke wie möglich damit eingepackt und werde mir mit dem rest nach jeder notdurft den hintern abwischen. oder ich spende es einem waisenhaus. waisen lieben engel.

eigentlich wollte ich ja etwas ganz anderes schreiben. aber das lasse ich. man darf sich in bestimmte dinge nicht hineinsteigern. das passiert zu oft. zu häuftig. fast im minutentakt. also wird darüber nicht geschrieben. es wird in die ablage gelegt und irgendwann vergessen. wie wichtige dokumente und rechnungen von 2003.

gestern am heiligen abend war ich bei meinem onkel. dort traf sich der rest der familie im minutentakt. minutentakt ist heute mein liebstes wort. gut. wir waren nur acht. die anderen sind entweder vor kurzem gestorben oder kamen einfach nicht aus dem bett, mussten arbeiten oder malten bilder nach zahlen aus.
mein schmucker cousin holte mich mit dem auto aus dem bremer ghetto ab, da es zu später stunde nur so von weihnachtsdieben wimmelte, die auf der jagd nach buntem packpapier waren. ich konnte ihm, ohne von mutters argusaugen ertappt zu werden, ein geheimes geschenk machen: einen heiratsantrag eine pfeife aus bruyèreholz. formschön gefertigt von malaysischen kinderhändchen.
ich ließ mich derweil reich beschenken und schenkte selbst von herzen (natürlich geschah das nicht alles im auto meines cousins. obwohl es eine tolle idee wäre, zu acht in einem kleinen auto weihnachten zu feiern).

ich musste mit der bahn wieder zurück nach hause fahren. fast eine stunde war ich unterwegs. im auto war kein platz mehr für mich. die geschenke und großeltern nahmen zuviel platz weg. sollen sie doch laufen! sie sind alt genug - hätte ich sagen können, tat ich aber nicht. das ist zu weihnachten nicht meine art.
und nun bin ich daheim und fühle mich nicht weihnachtlich. das ist aber auch nicht schlimm. ich fühle mich nie weihnachtlich. ich fühle mich gerade auch nicht schlecht. morgen ist frei. übermorgen auch. der geschenkestress ist vorbei. nur noch 364 tage, dann muss ich mir wieder gedanken über meine geschenkauswahl machen. doch bis dahin wird geruht. natürlich nicht die ganzen 364 tage lang. man muss zwischendurch notgedrungen das haus verlassen, um zu arbeiten oder geschlechtsverkehr zu betreiben, falls man nicht einer sexuellen dysfunktion unterliegt.

gleich spiele ich noch ein paar videospiele oder lege mich schlafen. vielleicht esse ich auch ein paar süßigkeiten oder schreibe mein leben auf buntes geschenkpapier. oder ich mache nichts und überlege mir, welche nebenwirkung mich morgen ereilen könnte.

wir werden sehen. frohes fest.

peng!






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Der Schneekoenig (Gast) - Di, 25. Dez, 02:09

Was fuer ein schoenes Bild.

(Und was fuer ein unpassender Kommentar...)

Adel (Gast) - Di, 25. Dez, 09:20

Warum schenkt dir denn keiner eine Luger?
Mach die doch mal auf deine Amazon Wunschliste.
Lebst du noch?

herrtwiggs - Di, 25. Dez, 17:11

es könnte durchaus sein, dass ich demnächst eine erhalten werde. habe da bei froogle und ebay jeweils eine suchanfrage laufen. man bekommt dort ja alles. bald sicher auch organe.

ja, ich lebe noch. lausche gerade meinem körper.
Der Schneekoenig (Gast) - Di, 25. Dez, 18:16

Du lauschst deinem Koerper? Wie herrlich introspektiv...

Ich wuerde manchmal gerne in mich hineinriechen; die Olfaktorik wird leider allzu sehr unterschaetzt, wenn es um selbst-reflektierende Prozesse geht. Man sieht in die eigene Psyche oder den Koerper, lauscht, tastet - aber niemand scheint zu riechen. Warum nur?

Mein Wort ist jetzt "paag", was ziemlich langweilig ist, da es nur "Prognose, Auffinden (der Ursache), Abschätzen (der Auswirkungen), Gegenmaßnahmen" heißt und ein Akronym darstellt, das ein Verfahren der Sicherheitstechnik bezeichnet. Da haette ich ja lieber wieder irgendeine semi-spannende Krankheit.

herrtwiggs - Di, 25. Dez, 19:06

in sich hineinriechen. wie obskur. wie würde ich heute riechen? pilzig, leicht rosig im abgang mit einer kleinen würze von kolanuss.

keine ahnung. ich habe mich damit noch nie befasst, wie bestimmte gedanken oder prozesse im körper riechen könnten. denn es gibt ja menschen, die sehen in allem z.b. eine farbe. besonders in verschiedenen tönen oder musikstücken. wieso sollte es dann nicht möglich sein, auch eine farbe für gedanken und gefühle zu finden? und vielleicht auch einen geruch?
Der Schneekoenig (Gast) - Di, 25. Dez, 23:17

Oh, Synaesthesie - wie toll!

Ich waere gern ein richtiger Synaesthetiker, deren Gedaechtnisleistungen sind viel besser.

Jetzt ist es "grrds", das heißt "General Records Retention And Disposition Schedules". Ist das nicht sowohl oede als auch grandios, dass nahezu jede Buchstabenkombination heutzutage in irgendeiner Sprache ein bestimmtes Akronym darstellt?

herrtwiggs - Di, 25. Dez, 23:39

habe mal im fernsehen einen bericht über synaesthetiker gesehen. war wirklich interessant. habe sowas leider nicht. nur gelegentlich beim komponieren. ein french horn ist für mich grün. ich weiß nicht warum, aber es klingt danach.

leider sehe ich ja als führer dieses tagebuchs die captcha nicht. hätte gerne auch teil daran. vielleicht sollte ich mich gelegentlich als anonymer kommentator anmelden.
Der Schneekoenig (Gast) - Mi, 26. Dez, 00:37

Was fuer ein Gruen?

Meine allerliebste Farbe ist stumpfes Chromoxidgruen! Es gibt ja auch gebranntes, aber das sieht so sehr nach Umbra aus, und das wiederum ist mir zu braeunlich.

OH!!! Ich soll "jufé" eingeben. Seit wann gibt es denn hier Akzentuierungen? Das ist ja famos. (Es scheint nur leider nichts zu bedeuten...)

herrtwiggs - Mi, 26. Dez, 04:13

es ist eher ein dunkel- bis limettengrün. kommt auch sehr auf den klang an.

jufé, jufé!
Der Schneekoenig (Gast) - Mi, 26. Dez, 09:24

Limette ?!?
Wie ueberaus widerlich!

Ich haette ja eigentlich an ein dezentes altmodisches Lindgruen gedacht, oder zumindest etwas in der Art - aber dass du ausgerechnet Limette assoziie

chuckles (Gast) - Mi, 26. Dez, 19:28

rudolph o´ the "deeer" valentine

was für ein überaus geschwätziger gelber fleck das dort hinten im schnee doch zu sein scheint. wenn es kälter wäre, könnte man einen aschenbecher daraus schneiden.
pardon. das ist mir nur so rausgerutsch
herrtwiggs - Mi, 26. Dez, 22:47

keine neon-limette, eher die lindgrüne limettenschalenfarbe.

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