Sonntag, 10. Februar 2008

irgendwie ohne...

kreisch. ich bin aufgeschmissen. was soll ich nur tun? ein buch lesen? abwaschen? die wohnung mit chinesischen papierblumen schmücken? nein. ich kann einfach nur rumsitzen und mich weiterhin von der technik demütigen lassen. während sie mich geißelt schaue ich gebannt auf mein modem, das bei mir nicht nur das internet regelt, sondern auch die telefonie. seit 22h am freitagabend will nichts mehr funktionieren. alice. danke. ich küsse deinen bauch, den ich dir bei der nächsten gelegenheit zerboxen werde, du kleine nutte. diese probleme hatte ich schon einmal, aber diesmal scheinen sie anderer natur zu sein. viele schimpfen auf die alice, aber ich mag sie. sie hat so gesundes haar und schöne fingernägel. außerdem mag ich ihren kleidungsstil - sie weiß immer, was angesagt ist. letzten sommer zogen wir von einer boutique zur nächsten und probierten die lustigsten hüte an. das ist gelogen. alice ist eine marke und die frau aus der werbung kann sicher nichts anderes, als mit ihrem roten band durch fremde wohnzimmer zu tanzen. dabei wirft sie teure vasen um und schläft mit dem hausherren. frauen, die rote kleider tragen, sind eh immer seltsam! man sollte ihnen nicht trauen. jedenfalls lief ich gegen 5:30h zur telefonzelle, um die alte kostenlose hotline anzurufen. sie funktionierte nicht mehr. also ging ich nach hause, um ein wenig zu weinen. das wollte mir nicht gelingen, waren die rezeptoren in meinem hirn noch zu sehr vom neuen glück verschmiert. ich schickte meinem klirrfaktor eine sms mit der bitte, mir doch die nummer der hotline zu schicken. er arbeitet dort. er schickte mir die teure nummer und die kostenlose. fein. schnell wieder zur telefonzelle und die kostenlose nummer gewählt. ein freundlicher mann flüsterte mir erotisch die frage ins ohr, wie er mir weiterhelfen könnte. mir fielen in diesem moment tausend unerfüllte wünsche ein: aus haus auf einem hügel über der stadt, eine massage mit gorgonzola... - ich klagte ihm mein leid. er gab mir anweisungen, was ich am besten unternehmen sollte. funktionierte nicht, da ich in der verdammten telefonzelle stand. also musste ich wieder nach hause laufen und vom handy die kostenlose nummer anrufen. das funktionierte nicht. alice sagte mir erotisierend, dass ich die 01805-nummer anrufen möchte, damit sie sich von dem ertelefonierten geld die brüste machen lassen kann. 14cent die minute. abweichende preise beim anruf per handy.
was kostet die welt? der rubel muss rollen! dann ist polen offen! - habe also mit dem handy diese nummer angerufen und in der aufregung vergaß ich mein geheimes managerpasswort. es ist nicht wirklich ein managerpasswort, aber diese bezeichnung klingt so wichtig. es verifiziert meine identität. ich nannte es. es war falsch. ich hing eine nummer mit dran. ebenfalls falsch. ich musste verwirrende fragen beantworten, die mich total aus dem konzept brachten. ich schwitzte blut. irgendwann merkte der herr am anderen ende der leitung, dass ich nicht zu scherzen aufgelegt war und begann mit der befragung. ich steckte tausend kabel um, las millionen von seriennummern vor und legte ihm noch die karten. es wurden zwei messungen vorgenommen und ich bekomme einen anruf, sobald es neuigkeiten gibt. neuigkeiten. yeah. alice ruft mich an. bei jeder mir unbekannten nummer werde ich jetzt mit erotischer stimme ans telefon hechten.

noch immer sitze ich hier und schaue auf dieses blinklicht. es ist mittlerweile 7:10h. in 50 minuten kann ich endlich meine tablette nehmen. dann tut sich wieder etwas. gegen 10h gehe ich zum friseur, falls ich dann noch nicht vor langeweile gestorben bin. um ca. 14h treffe ich mich mit 'izzy aus der bibi' und um 19h besuche ich den rotfuchs, um dann gegen 19:30h bei der königin zu sein. was für ein geregelter tag. ich muss mich entleiben. ich halte das nicht aus. am besten sage ich meiner sekretärin, dass sie all meine termine absagt. sowas wäre toll. eine frau in einem roten kleid, die lüsternd all meine termine absagt und neue aufnimmt, um sie dann eine stunde später abzusagen. sowas werde ich mir irgendwann einmal leisten, wenn ich ein noch größerer rockstar bin. dann gibt es sicher ein bildtelefon in jedem haushalt. dann sieht jeder angerufene, dass sie ein rotes kleid trägt. ohne unterwäsche. glastische sind eine tolle erfindung. man muss sie nur sauberhalten können. aber dafür gibt es dann polinnen putzfrauen.

'ich bin gerade am flughafen. ich möchte die sonne über den wolken aufgehen sehen.' - schrieb mir der klirrfaktor gerade in einer sms. so eine sau. ich will auch fliegen. bin ich noch nie. komme aus einer armen familie. wir machten immer nur urlaub in irgendwelchen orten, die in der nähe von zuhause waren. oh, nach berlin fliegt er. das ist in ordnung. ich fachte, er verschwindet schon wieder für ein paar monate ins ausland. berlin ist genehm. das erlaube ich ihm.

am besten rauche ich noch eine zigarette. habe seit zehn minuten keine mehr geraucht. ich rauche viel seit ich keine nägel mehr kaufe. seit ich diese dinger schlucke. ich nasche seitdem auch sehr viel. habe kaum ein sättigungsgefühl. schrecklich. am stuhlgang ist nichts auszusetzen. der hat eine gesunde farbe, form und konsistenz.
habe bock auf kaffee. schöner deutscher kaffee. hole ich mir am besten vom bäcker, nachdem ich bei der post war. sicher schmeckt der hier im ghetto nach eingeschlafenen füßen und eine eingefallene kurdin liest mir aus dem kaffeesatz meine zukunft gegen einen kleinen aufpreis. medien sollte man unterstützen. sie sind am aussterben. müssen in aberwitzigen telefonfernsehsendungen tarot für irre legen. erzählen scheiße zu einem astronomischen minutenpreis.

7:25h. noch ist nichts geschehen. das lämpchen blinkt noch immer falsch. habe vorhin versucht zu schlafen. aber das will nicht klappen. habe dann irgendwelche programme installiert und geduldsspiele gespielt, für die ich keine geduld aufbringen konnte. außerdem kann ich mich momentan nicht konzentrieren. ich komme mir in letzter zeit so vor wie eine marionette, die von einem untalentierten puppenspieler gelenkt wird. die beine knicken beim laufen leicht nach innen oder gehorchen erst beim zweiten befehl. nun gönne ich mir eine schreibpause und schreibe später weiter.

8:17h. es ist so erniedrigend. alle anderen menschen sitzen nun mit cornflakes vor ihren computern und schauen sich ruckelfreie pornos auf xtube.com an. aber ich sitze hier und lausche 'we have all the time in the world' von louis armstrong. wie passend. ich habe auch alle zeit der welt und weiß nicht, was ich damit anfangen soll. habe schon den müll getrennt. könnte noch eine rauchen. eine wahrhaft brilliante idee.
schaue außerdem alle fünf minuten auf das handy und zeitgleich auf das verschissene blinklicht. ich möchte so gerne online sein. mich an dem treiben laben. das web 2.0 mit meinen geistigen ausflüssen bereichern. meine rache planen.
aus meinem rucksack zauberte ich just eine frische flasche zero. das trinke ich gerne und muss keine angst haben, karies zu bekommen oder fettleibig zu werden, denn es ist kein zucker drin. die lebensmittelindustrie sollte einen preis bekommen. oder einen korb mit früchten.
schnell die jalousien öffnen und das licht des morgens hineinlassen. das ist noch erniedrigender. die sonne scheint kalt auf die wiesen hinter meinem anwesen. es riecht nach kälte. mein aschenbecher qualmt. lagerfeuerästhetik. loungemusik aus 'james bond' wabert aus den plastiklautsprechern, die vor tausend jahren in einer kleinen fabrik im osten verklebt wurden. noch eine stunde, dann verlasse ich das haus und gehe zur post. trinke danach irgendwo einen hangebrühten kaffee. frage dann lieb, ob sie 'milchmädchen' haben. ich liebe da. das ist diese dickflüssige dosenmilch, die viel süßer ist als alle meine verflossenen zusammen. wenn man dann kaffee aus einem glas trinkt, ist das milchmädchen immer ganz unten und bewegt sich kaum. das ist aufregend. aber wahrscheinlich trinke ich eh aus einem schnöden papp- oder plastikbecher mit deckel und einem holzstück als löffelersatz. das ist deutsches kaffeevergnügen im zeitalter der eile.

8:54h. es klingelte wohl an der tür. habe musik gehört. ganz laut. denke ich. eine orange karte liegt im briefkasten. ein päckchen wollte man mir zustellen. von wem? kommt es von trashy aus australien? oder ist es gar der sampler, auf dem wir demnächst vertreten sind? ich werde es erst montag erfahren. könnte ja all meine freunde anrufen und fragen, ob sie mir etwas geschickt haben. nur dazu benötige ich eine funktionierende telefonverbindung.
war gerade in jogginghose am briefkasten. sah aus wie einer von denen. denen.

8:58h. noch immer tut sich nichts. wie aufregend. ich schreibe ein richtiges tagebuch. oder eher einen tabellarischen tagesablauf. den kann ich dann ausdrucken und meinem therapeuten schicken. der schneidet sich dann lesezeichen für sein freud-buch daraus.

14:45h. ich treffe mich mit izzy an der post. habe sie erst beim dritten mal erkannt, als ich es wagte, in der öffentlichkeit meine brille aufzusetzen. erst gehen wir zu starbucks, aber dort ist es mir zu voll. die menschen sind zwar teilweise schön im gesicht, aber es ist teuer, stressig und zu amerikanisch. wir entschließen uns zu worldcoffee zu gehen. da klang deutscher. dort trinken wir weihnachtskaffee mit zimt drin. izzy bricht ihren diätplan skandalös und frisst ein stück schokoladentorte, das fast nur aus einem nutella-ersatzstoff besteht. ich esse einen schokoladenchipmuffin.

15:17h. ich halte izzy die haare, während sie ihr tortenstück auf offener straße erbricht. ihre kotze spritzt an meine schöne hose aus amerikanischem moleskin. ich ohrfeige sie. dann gehen wir weiter. und das war gelogen.

15:17h. wir entdecken hinter worldofcoffee, das sicher anders geschrieben wird, eine baustelle. ein haus wird abgerissen. direkt hinter der baustelle befindet sich ein parkhaus. wir betreten es und schauen fast zwei stunden den polnischen bauarbeitern beim abreißen des gebäudes zu. izzy macht fotos mit ihrem handy. wir sind glücklich und beschließen, uns nächste woche direkt auf dem parkdeck zu treffen, um den abriss romantisch zu beobachten. zwischendurch ruft die hotline an. ich soll wieder etwas umstecken, aber ich bin nicht daheim.

18:27h. ich setze izzy in den bus und laufe zum rotfuchs. zwischendurch rufe ich mich immer wieder an, um zu testen, ob meine leitung funktioniert. sie ist noch immer tot. ich spucke auf den gehweg und trete obdachlosen die prallgefüllten bettelhüte weg.

18:44h. der rotfuchs öffnet mir die tür. ich schreie 'überraschung!'. er sagt, ich sei zu früh. ich sage, dass das die überraschung ist. er sucht mir arbeitsspeicher für den pc heraus, dann fahren wir aufs dorf.

20:01h. der rotfuchs gewinnt zum dritten mal das spiel und die königin erfindet ohne böse absicht den beachosaurus, einen dinosaurier, der im wasser lebt.

1:43h. ich sitze daheim und weine fast. es tut sich nichts. ich lege mich ins bett und will nur noch schlafen.

4:53h. meine nacht ist vorüber. ich kann nicht mehr schlafen. genervt greife ich zum handy und rufe die hotline an. nach drei minuten wird die verbindung getrennt. mein guthaben ist aufgebraucht. bis jetzt kostete mich diese kostenpflichtige hotline 13 euro. ich bestürzt und laufe zum handyautomaten und ziehe mir guthaben.

5:30h. ich telefoniere mit einem jungen mann, ich rede schneller als sonst und erfinde die sprache neu. ich stecke wieder kabel um wie ein irrer.

12:00h. das handy klingelt. ein mann gibt mir instruktionen. ich muss das modem neustarten durch einen trick. ein billiger trick, der mich 20 euro kostete. aber diesen trick darf man nicht alleine durchführen, da sonst die garantie erlischt. gegen nacht soll meine internetverbindung und das telefon wieder funktionieren.

16:12h. kiki aus berlin ruft auf dem handy an. er dachte, ich habe mir das leben genommen und vorher mein telefon abbestellt. ich erzähle ihm ein paar dinge der letzten nacht. er legt gelangweilt auf.

18:32h. ein dicker junge führt mich durch eine große halle. dort sammeln wir bunte steine. ich wache auf und bin froh, dass es nur ein traum war. ich mag keine dicken jungen. dann schaue ich auf mein modem - es blinkt nicht mehr. das telefon setze ich mit einem pin wieder in bewegung. es dauert knapp zehn minuten, dann bin ich wieder mit der welt verkabelt.

jetzt. probiere ich meine verbindung aus. meine finger sind schwitzig und zittern, als würde ich auf eine ersatzdroge warten. ich klicke das internet-icon.

18:47h. ich bin online und kotze vor glück.






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Der Schneekoenig (Gast) - Mo, 11. Feb, 00:01

entzueckend!
wenn es nicht derart schockierend traumatisierend fuer dich waere wuerde ich mir wuenschen, dass dir derlei oefter widerfahren moege. welch grandioser erguss, ich bin hingerissen, schlichtweg. schade, dass es dir nicht gut ging und du deine neugewonnen, ansonsten doch recht spaerrlich gesaeten, mußestunden nicht gewinnbringend (wenn auch produktiv) zu verwenden wusstest.
15:17h #1 hat es mir angetan, ebenso 20:01h...

Glasklinge - Di, 12. Feb, 06:02

tod

du bist zu genial für diese welt. schreibe bitte meine totenrede. bitte.

Izzy aus der Bibi (Gast) - Sa, 16. Feb, 22:49

Hallo mein Guter! Wirklich ein schöner Bericht. Aber du hättest erwähnen müssen, dass ich mein ekelhaft/tolles süßes Tortenstück fast zur Hälfte liegengelassen habe... Ansonsten lasse ich dir das so durchgehen. Das nächste Mal möchte ich nicht wegen eines Dates abserviert werden, mit der schnöden Ausrede, es sei so kalt. Nein, mein Guter, so geht es nicht. In Liebe, irgendwann wieder auf Parkdeck 5!

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sollst du träumen - dir nie erwas abgewöhnen und schreiben...
eierkochautomat - Sa, 10. Feb, 01:08
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Lenore (Gast) - Do, 15. Jun, 20:46
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nömix - Fr, 11. Jul, 09:16
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