irgendwie von der schicksalsschwester der neuzeit...
es regnet seit tagen. zwischendurch schaut die sonne vorbei und winkt mit ihren güldenen strahlen. kaum möchte man diesen gruß erwidern, lacht sich die kleine sau ins fäustchen und schickt einem den nächsten regenguss. und man sollte so schlau sein, dass man in diesen tagen am besten einen regenschirm bei sich führen sollte. ja, sollte man. ich schreibe gerne schlaue dinge, danach schalte ich wohl mein gehirn ab oder lege meine gedanken in silbergrauen streifen ins denkarium. jedenfalls zog ich eben meinen gemütlichen nerz an, da das wetter heute so herbstlich war, und lief durch die gegend. ich wollte an der befreundeten tankstelle zigaretten kaufen und ein bier. nach einem aufregenden arbeitstag braucht man ein bier zum abschalten. bier und psychopharmaka sind eine grandiose mischung. nach dem ersten schluck tanzen die waldgeister mit einem polka, nach der dritten flasche wird man wacher, je tiefer man schläft.
auf meinem rückweg fing es natürlich grandios an zu gießen. so richtig stark. ein wolkenbruch. das wasser perlte wie in der werbung von den bierflaschen, die eigentlich dosen waren. das wasser perlte von meinem ganzen körper und plötzlich verschwand die welt um mich herum. ich tauchte in eine andere und sah drei frauen: klotho, lachesis und atropos - die moiren, die schicksalsschwestern (klingt wie eine gothic-band für samtlappen und armschlitzer).
in der heutigen zeit lernt man die griechische mythologie nicht mehr aus alten büchern, man zieht computer- und videospiele zu rate. von 'god of war 2' weiß ich, dass klotho den lebensfaden spinnt, lachesis bestimmt, welches schicksal den menschen zufällt und misst dafür die länge des fadens. atropos, die eher wie eine freundin von metaxa klingt, hat die spannende aufgabe, den abgemessenen faden abzuschneiden. das war sicher sehr langweilig für sie, wollte sie doch immer harfe spielen.
jedenfalls sah ich moiren. danach vernebelte sich mein blick und ich war wieder in unserer zeit. diese kleine reise stimmte mich nachdenklich: wenn die moiren von kratos umgebracht wurden, wer bestimmt dann in der heutigen zeit mein schicksal? wer ist dafür verantwortlich, dass die 'movable type'-seite ausgerechnet heute nicht funktioniert, wo ich damit arbeiten wollte? jedenfalls nicht die spinnerinnen, die moiren, die parzen. wahrscheinlich wurde das amt in der heutigen zeit neu verteilt.
marlene huber, 37, industriekauffrau, arbeitslos, fünf kinder und geschieden. lebt seit drei jahren von der stütze, obwohl sie es nicht verdient hat. sie lebt in einer kleinen wohnung am rande berlins und bastelt gerne broschen aus fimo. in ihrer freizeit (wie lustig, sie hat nur freizeit) schneidet sie die lebenfäden anderer menschen, somit bestimmt sie das schicksal derer, die ihren weg kreuzen. ja, marlene huber ist die neue moire, eine spinnerin. mittags, nach dem schönheitsschlaf, geht sie ins bad und befreit die nagelschere von vergilbten fußnägeln. sie schenkt sich ein bier ein und verschwindet in ihrer schicksalskammer: eine kleine höhle, die sie sich hinter dem block aus alten einkaufstüten bastelte. dort hat sie fäden gespannt und zerschneidet diese. dabei wippt sie auf und ab, fast wie in trance, und schneidet die fäden in stücke. dann schaltet sie das babyfon ab und geht in die stadt. in ihrer hosentasche lagert sie die fäden. gelegentlich zieht sie einen faden heraus. ist er sehr kurz, schubst sie schon einmal eine person vor die u-bahn. sie fühlt sich berufen und macht, jedenfalls aus eigener sicht, ihre aufgabe sehr gut.
zuhause angekommen, schalte ich mein stimmungslicht an. es leuchtet nur noch rot. ich ohrfeige mich. warum kaufe ich auch ein chinesisches plastikprodukt für zwei euro? es war doch klar, dass es nur zwei tage entspannend wirkt und dann nicht mehr funktioniert. jetzt sieht es aus wie eine warnleuchte auf der autobahn. hat nichts stimmungsvolles mehr, da ich die ganze zeit an fiese massenkarambolagen denken muss.
ich ziehe meine nasse jacke aus. dann wird mir heiß. ich ziehe mich fast ganz aus und trockne mein lichtes haar mit einem alten handtuch. ich schwitze. eben war mir noch kalt. und ich fluchte leise. mein schicksal sah es heute abend vor, dass ich durchnässt zuhause ankomme und nicht wie sonst in der straßenbahn sitze und über leute lache, die ihr nass hinterher laufen.
dann denke ich noch einmal an marlene und proste ihr in gedanken zu. was sie jetzt wohl gerade treibt?
auf meinem rückweg fing es natürlich grandios an zu gießen. so richtig stark. ein wolkenbruch. das wasser perlte wie in der werbung von den bierflaschen, die eigentlich dosen waren. das wasser perlte von meinem ganzen körper und plötzlich verschwand die welt um mich herum. ich tauchte in eine andere und sah drei frauen: klotho, lachesis und atropos - die moiren, die schicksalsschwestern (klingt wie eine gothic-band für samtlappen und armschlitzer).
in der heutigen zeit lernt man die griechische mythologie nicht mehr aus alten büchern, man zieht computer- und videospiele zu rate. von 'god of war 2' weiß ich, dass klotho den lebensfaden spinnt, lachesis bestimmt, welches schicksal den menschen zufällt und misst dafür die länge des fadens. atropos, die eher wie eine freundin von metaxa klingt, hat die spannende aufgabe, den abgemessenen faden abzuschneiden. das war sicher sehr langweilig für sie, wollte sie doch immer harfe spielen.
jedenfalls sah ich moiren. danach vernebelte sich mein blick und ich war wieder in unserer zeit. diese kleine reise stimmte mich nachdenklich: wenn die moiren von kratos umgebracht wurden, wer bestimmt dann in der heutigen zeit mein schicksal? wer ist dafür verantwortlich, dass die 'movable type'-seite ausgerechnet heute nicht funktioniert, wo ich damit arbeiten wollte? jedenfalls nicht die spinnerinnen, die moiren, die parzen. wahrscheinlich wurde das amt in der heutigen zeit neu verteilt.
marlene huber, 37, industriekauffrau, arbeitslos, fünf kinder und geschieden. lebt seit drei jahren von der stütze, obwohl sie es nicht verdient hat. sie lebt in einer kleinen wohnung am rande berlins und bastelt gerne broschen aus fimo. in ihrer freizeit (wie lustig, sie hat nur freizeit) schneidet sie die lebenfäden anderer menschen, somit bestimmt sie das schicksal derer, die ihren weg kreuzen. ja, marlene huber ist die neue moire, eine spinnerin. mittags, nach dem schönheitsschlaf, geht sie ins bad und befreit die nagelschere von vergilbten fußnägeln. sie schenkt sich ein bier ein und verschwindet in ihrer schicksalskammer: eine kleine höhle, die sie sich hinter dem block aus alten einkaufstüten bastelte. dort hat sie fäden gespannt und zerschneidet diese. dabei wippt sie auf und ab, fast wie in trance, und schneidet die fäden in stücke. dann schaltet sie das babyfon ab und geht in die stadt. in ihrer hosentasche lagert sie die fäden. gelegentlich zieht sie einen faden heraus. ist er sehr kurz, schubst sie schon einmal eine person vor die u-bahn. sie fühlt sich berufen und macht, jedenfalls aus eigener sicht, ihre aufgabe sehr gut.
zuhause angekommen, schalte ich mein stimmungslicht an. es leuchtet nur noch rot. ich ohrfeige mich. warum kaufe ich auch ein chinesisches plastikprodukt für zwei euro? es war doch klar, dass es nur zwei tage entspannend wirkt und dann nicht mehr funktioniert. jetzt sieht es aus wie eine warnleuchte auf der autobahn. hat nichts stimmungsvolles mehr, da ich die ganze zeit an fiese massenkarambolagen denken muss.
ich ziehe meine nasse jacke aus. dann wird mir heiß. ich ziehe mich fast ganz aus und trockne mein lichtes haar mit einem alten handtuch. ich schwitze. eben war mir noch kalt. und ich fluchte leise. mein schicksal sah es heute abend vor, dass ich durchnässt zuhause ankomme und nicht wie sonst in der straßenbahn sitze und über leute lache, die ihr nass hinterher laufen.
dann denke ich noch einmal an marlene und proste ihr in gedanken zu. was sie jetzt wohl gerade treibt?
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Montag, 4. August 2008, 23:53h in der abteilung: heimseite
Montag, 4. August 2008, 23:53h in der abteilung: heimseite

die Königin (Gast) - Mi, 6. Aug, 19:32
...Sie sitzt mit Fridolin, ihrem alten Wegbegleiter, auf dem Sofa. Dabei vergräbt sie ihre Hände in einer alten Schachtel und schwelgt in Erinnerungen. Jahre, Tage, Momente, als sie noch die Birgit war...
Der Schneekoenig (Gast) - Do, 7. Aug, 01:33
Hach, wie schoen. Ich bin schlicht hingerissen!
Wusstest du, dass, obwohl gemeinhin angenommen wird, dass Zeus das Leben der Menschen waegt und seine Beschlüsse den Schicksalsgöttinnen kundtut (was bedeutet, dass er seine Meinung ändern und die, die ihm gefallen, retten kann), er ihnen wohl selbst untertan ist, da die Moren keine Kinder des Zeus, sondern parthenogene Töchter der Großen Göttin Schicksal sind, Tyche, gegen die sich selbst die Götter nicht auflehnen können?
In Delphi wurden nur zwei der Schwestern verehrt, jene der Geburt und natuerlich jene des Todes; in Athen jedoch wurde Aphrodite Urania als die älteste angesehen - und wir wissen ja, dass Aphrodite einstmals in praehellenistischer Zeit auch die dreigeteilte Goettin Moirá gewesen ist: Andróphonos, Skotía und... Epitymbídia! Ist das nicht grandios? Alles ist so herrlich famos miteinander verknuepft!
Wusstest du, dass, obwohl gemeinhin angenommen wird, dass Zeus das Leben der Menschen waegt und seine Beschlüsse den Schicksalsgöttinnen kundtut (was bedeutet, dass er seine Meinung ändern und die, die ihm gefallen, retten kann), er ihnen wohl selbst untertan ist, da die Moren keine Kinder des Zeus, sondern parthenogene Töchter der Großen Göttin Schicksal sind, Tyche, gegen die sich selbst die Götter nicht auflehnen können?
In Delphi wurden nur zwei der Schwestern verehrt, jene der Geburt und natuerlich jene des Todes; in Athen jedoch wurde Aphrodite Urania als die älteste angesehen - und wir wissen ja, dass Aphrodite einstmals in praehellenistischer Zeit auch die dreigeteilte Goettin Moirá gewesen ist: Andróphonos, Skotía und... Epitymbídia! Ist das nicht grandios? Alles ist so herrlich famos miteinander verknuepft!
Der Schneekoenig (Gast) - Do, 7. Aug, 01:35
Oh, ich habe mich so oft verschrieben - und es gibt sogar Umlaute. Entschuldige bitte, ich war unaufmerksam.
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