rettung

irgendwie egal jetzt und so...

[dies ist ein geretteter eintrag meines alten blogs vom 12.03.2004]

ich mache durch. gehe heute nicht schlafen, bleibe einfach wach. cola steht hier rum, kippen sind auch da und der schwachsinn ebenfalls. ich will nachher, wenn ich zur schule muss, vollkommen fertig aussehen. mein teint wird noch blasser als sonst sein, die augen roter als die der kiffer, der atem bestialischer und so. wieso das ganze? keine ahnung. ich war noch kreativ, dann sah ich auf die uhr, die mir sagte, dass ich nur noch 5 stunden zeit zum schlafen hätte. da ich uns aber kenne und weiß, dass wir die absoluten murmeltiere sind, würden wir sicher verschlafen. also habe ich es mit herrn twiggs besprochen und wir kamen zu dem schluss, dass wir doch einfach wach bleiben und uns mit den köstlichkeiten der nacht die zeit vertreiben. natürlich wäre mutters erdbeer-bowle jetzt ein wahrer erfolg, aber wenn ich damit jetzt anfange, wäre das nicht gut. ich kann nicht jeden tag mit 1,9 promille in die schule fahren, man könnte sonst denken, ich hätte ein alkoholproblem. so sitze ich hier, höre meine momentan liebste cd, rauche und mache komisch-kreative sachen, wie fotos und flashs, die eh keiner sehen will. nebenbei massiere ich meinen sack und werde gleich lisa ein wenig beim sterben zusehen. denn lisa ist wieder da. es hat mir so gefehlt, ihre angst im haar zu riechen, wie sie sich in meine arme kuschelte, ihre tränen in meinen pullover einmassierte und dann starb. es war grandios. drei jahre musste ich sie missen - nun ist sie wieder da. lisa ist 23 und krankenschwester. sie arbeitet in silent hills ältestem krankenhaus, dem alchemila central hospital. durch eine illusion wird sie am leben gehalten, doch als sie dahinter kommt, dass sie nicht mehr wirklich lebt, rafft der moment sie auch schon hin. lisa ist teil eines spiels, das ich gerade spiele. leider ist sie nicht real. wie gerne würde ich das jetzt live erleben, wie sie dahinsiecht. dann würde ich sagen 'nun hör aber mal auf, uschi! das hast du schonmal abgezogen!'. egal jetzt.

als ich heute von der arbeit nach hause gefahren bin, wurde die bahnstrecke umgeleitet. also musste ich durch die halbe innenstadt gurken, bis ich daheim war. das ging mir ziemlich gegen den strich: mit hässlichen leuten länger als 10 minuten auf engstem raum. widerlich. das habe ich jeden tag. aber ich will nicht wieder damit anfangen, dass ich eine fahrt in einem öffentlichen vekehrsmittel so sehr verabscheue, wie das leben in einer wohngemeinschaft.

der grund für diese umleitung war eine demonstration, zu der zahlreiche polizeiautos geladen wurden, ein buffet gab es nicht. hunderte von ökofratzen, die sicher allesamt eigenartige vegetarier waren, liefen mit transparenten durch die gegend, gefolgt von einem auto mit boxen drauf, die irgendeine reggae-musik spielten. die menschen wollten gegen die abschiebung eines dunkelhäutigen johns protestieren. wieso? das passiert jeden tag und erfüllt seinen zweck. so ist es doch. wahrscheinlich ist der zum siebten mal schwarz gefahren und wird nun auf faire weise aus dem paradies verwiesen. wenn wir wegen jeder furzigen kleinigkeit auf die straße rennen würden, kämen wir nie auf gerader strecke mit der täglichen bahn nach hause. also...


a)...bin ich ausgestiegen, um mir das spektakel anzusehen. bin zu irgendeiner ecke gelaufen, aus der ich alle beobachten konnte, ohne selbst als teil der demo gehalten zu werden. als es mir zu bunt wurde, nahm ich kleine steine und bewarf hässliche ökos mit ihnen. die polizei bekam es mit, entdeckte mein sicher geglaubtes versteck und hetzte mit mich blaulicht und sirenen durch die stadt. es war ein spießrutenlauf. ich bahnte mir einen weg durch die menschenmasse, lief über dächer und wiesen. irgendwann erreichte ich ein loch - das loch der handlung. flucht war vergebens.

b)...habe ich kurz aus dem fenster gesehen, die augebraue leicht angehoben, und habe gegähnt. was interessiert mich so eine demo? ich hatte harndrang und wollte schnell nach hause fahren.


das war kein sehr spannender tag. der morgige tag wird da viel spannender. ich habe so richtig was geplant, mir so richtig viel vorgenommen.


a) sobald ich aus der schule komme, werde ich zum bahnhof fahren, mir ein ticket nach hamburg besorgen und am jungfernstieg einkaufen gehen. ich werde zu prada und gucci fahren, mich mit richtig schönen dingen eindecken. dann gehe ich auf irgendeine versnobbte party mit meiner busenfreundin angela. die weiss immer, wo was los ist. die ganze nach werden wir durchfeiern. hoffentlich habe ich genug konfetti in den hosentaschen.

b) nach den acht stunden schule werde ich sowas von müde und fertig sein, dass ich ins bett falle und vor mitternacht nicht mehr aufwache. dann sitze ich mit verklebten augen auf dem bett, reibe mir schlaftrunken das gehänge und werde eine zigarette rauchen, kurz schleim hochhusten, um ihn dann wieder herunterzuschlucken, auch wenn man das vielleicht getrennt schreibt. werde mich dann an die playstation setzen und lisa, wie jeden abend, beim sterben zusehen. dann werde ich nach hinten fallen und komatös in die rem-phase eintreten.


wow. so gefällt mir das. jeder leser kann sich eine situation oder einen weg durch das blog selbst suchen, sich überlegen, wie mein tag auszusehen hat. so werde ich das heute fortführen. da habe ich so richtig bock drauf. auch wenn es vielleicht...


a)...beängstigend ist und total penetrant nervig wirkt.

b)...eine tolle idee ist, aber durch zu häufiges benutzen langweilig wird.

3)...wieso 3?


ich lasse das jetzt. sonst liest mich keiner mehr. einmal möchte ich bitte noch. es geht um meine planung für das wochenende. es wird nicht einfach sein, sich eine der auswahlen auszuwählen. gott. für den letzten satz sollte ich den literatur-nobelpreis erhalten. verdammt!


a) am wochenende werde ich meine mutter besuchen und mit ihr kuchen essen. dabei werden wir über alte zeiten sprechen. z.b. wie sie damals in woodstock war und mit bob marley pilze fraß. gemeinsam haben sie sich lustige halluzinationen auf dem wiesen gepflückt, sich gegenseitig kleine piekse in die rippen gegeben. das erzählt sie gerne. ich beneide sie um diese zeit. sie erlebte es mit, wie damals, es muss so 1964 gewesen sein, die schlaghosen modern wurden. sie trug dazu eine hochtoupierte frisur in blod, das schönste lächeln dieser welt und kleidung. ich habe viele fotos von ihr gesehen. sie war und ist noch immer eine prinzessin. wir werden dann bis in die nacht hineinquatschen, ein wenig lsd werfen und andré rieu im fernsehen anschauen.

b) am wochenende werde ich meinen großvater besuchen und mit ihm kuchen essen. dabei werden wir über alte zeiten sprechen. z.b. wie er damals in stalingrad war und seinen kameraden die wunden verarztete. gemeinsam haben sie einen richtig guten bodycount aufs parkett gelegt, sich gegenseitig deckung gegeben. das erzählt er gerne. ich beneide ihn nicht um diese zeit. er elebte es mit, an das datum können wir beide uns nicht erinnern, da ich in geschichte genau so schlecht bin, wie im rechnen. er trug eine glänzende uniform mit verbotenen abzeichen drauf, guckte böse dazu. ich habe vieles fotos von ihm gesehen. er war wirklich ein richtiger kriegsheld. und ist es noch heute. wir werden dann bis in die nach hineinquatschen und uns auf lsd 'die brücke am kwai' im fernsehen anschauen.

c) am wochenende werde ich in den keller gehen und nach der frau schauen, die ich letzten dienstag im wald beim joggen entführte. sie wird mir wieder von ihren reichen eltern erzählen, die gerne lösegeld für sie zahlen würden. ich werde das wieder gekonnt ignorieren und ihre fesseln lockern. gemeinsam werden wir ein 1000teiliges puzzle legen. das mache ich gerne. sie wird eine zeit lang den rahmen legen, während ich eine neue spritze aufziehe. die spritze hat eine rostige nadel, ist aus verschmiertem milchglas und sifft. wenn die frau dann benebelt ist, setze ich ihr einen lustigen hut auf und werde sie zwingen, mit mir die ganze nacht 'samba in mettmann' zu gucken.

d) am wochenende werde ich mit twiggs nach hamburg fahren und zur 'return of the living dead' gehen. wir werden dort eine schöne zeit verleben und wie auf wiesen tanzen. das tun wir gerne. ich werde die ganze nacht durchmachen, da ich keinen schlafplatz habe. sicher laufe ich dann am bahnhof hin und her, weil noch kein zug in richtung daheim fährt. der bahnhof ist groß und kalt. ich werde sicher ohne ende besoffen sein und mir von südländern auf die fresse geben lassen, denn ich bin einer, dem man gerne mal was aufs maul gibt. irgendwann werde ich dann mit dem groove im blut daheim ankommen und vollkommen fertig ins bett sinken. aber vielleicht finde ich ja auch eine schlafmöglichkeit und...

d.1.)...werde in einem richtig gemütlichen daunenbett nächtigen morgens gibt es dann ein leckeres ausgewogenes frühstück mit hartgekochten eiern, totem tier und müsli. natürlich auch frischgepresstem orangensaft. ich werde es mir gefallen lassen und dann irgendwann nach hause fahren.

d.2.)...gerate in die hände eines perversen, der gutaussehende menschen von der straße klaut und sie auf seine ikea-matratze schnürt, um mit ihnen hocherotische snuff-movies zu drehen. irgendwann wird es dann dunkel in mir. das letzte geräusch, das ich hören werde, wird das aufheulen einer motorsäge aus dem baufachmarkt sein. ich werde nicht in einem stück nach hause kommen, aber wenigsten musste ich nicht durch die kalte nach laufen.

d.3.)...liege in einem gemütlichen bett, in dem ich die ganze restnacht durchschlafe. am nächsten morgen wache ich in meinem erbrochenen auf und weiß nicht, was in diesem bett geschah. ich schaue auf die andere seite des bettes, will wissen, bei wem ich nächtigte. dich die andere bettseite ist leer, die daraufliegende decke und das kissen sind unangerührt. ich ziehe mir mit irgendwas die stücke aus den haar, klatsche mir meine nassen haare nach unten und gehe hinunter. eine wendeltreppe führt mich in einen langen flur, in dem es nach gerösteten bohnen riecht. ich gehe an zimmern vorbei, aus denen kreischende laute dringen. klingt wie tier. ich will eine dieser türen öffnen, doch sie sind abgeschlossen. genervt stecke ich mir eine zigarette an und bemerke, dass ich keine bei mir habe. denn ich bin nackt. die uhr in die diele sagt mir, dass ich schnellstens meine kleidung finden sollte.

d.4.)...schlafe in hamburg.

e) am wochenende mache ich nichts. ich lasse machen (für diese blöde redewendung schlage ich mir gerade bestialisch mit einem alten schinken gegen die stirn).


ich könnte aber auch eine homosexuelle bindung mit einem zwergkaninchenzüchter eingehen. keine ahnung. ich werde etwas unternehmen, also fällt 'e' schon einmal weg. ok, ich sag es ja schon. es ist 'd', obwohl 'c' mir auch gut gefällt, nur wird das langsam langweilig. richtig zäh die kleine.

ich werde also am samstag abend nach hamburg fahren und niemanden fragen, ob er mit möchte. nachher bekommen es die falschen mit und sind dann dort. dann habe ich schlechte laune und muss da immer rübergucken. ich fahre ganz allein. hätte einen schlafplatz bekommen können. es reißen sich förmlich die hamburger darum, dass ich in ihren betten schlafe. aber so sehr es mich reizt, ich muss es leider ausschlagen (diese floskel ist bei meiner königin geliehen). vielleicht lerne ich ja auch jemanden kennen, bei dem ich schlafen kann. dann werde ich mir die adresse merken und sie ganz schnell als gruppen-sms an alle leute schicken, die mir wichtig sind, damit sie dann wissen, wo ich in tüten zu finden bin, falls das schief geht.

aber so wie ich mich kenne, kann ich mich wieder nicht aufraffen und bleibe daheim, lasse mich von etwas zusammengewürfelt sechsbeinigem anfauchen und habe schlechte laune. dann höre ich iggy pop bis zum abwinken und esse kekse. toller samstag wird das.

so, nun ist aber mal schluss mit heulen. es ist 3:48h. zu früh, um das haus zu verlassen, zu spät, um schlafen zu gehen. fein. dann spiele ich gleich halt 'silent hill' weiter. dort muss ich zum mittelpunkt des vergnügungsparks gehen. in der nacht. in der alptraumwelt. um dorthin zu kommen, bringt mich mein weg wieder durch die kanalisation. hier erschiesse ich dann wieder bärenartige wesen, lasse mir hundertmal in die waden beissen und weine. nehme dann einige medikits zu mir und werde meinem sub-boss so richtig den arsch versohlen. dann ist auch irgendwann 7h und ich kann zum bus gehen. werde dann müde sein. was ja kein wunder ist.

das soll es nun gewesen sein. wenn jemand bis hier gelesen hat, dann bin ich zu dank verpflichtet. falls nicht, kann ich denjenigen bzw. diejenige verstehen, denn mich widert dieser unerfüllte spannungsbogen auch an.

auf bald. uschi.






irgendwie vollkommen schwachsinnig ins neue jahr...

[dies ist ein geretteter eintrag meines alten blogs vom 04.01.2004]

vorsätze für das neue jahr:
1. mindestens 3cm wachsen
2. eine schneemannfamilie bauen
3. 40 welpen aus einem brennenden haus retten
4. durch schmieriges auf der titelseite einer wochenzeitung landen
5. in ruhm und reichtum vollenden
6. die reste des bleigießens als guten amalganersatz fördern
7. weniger schwachsinn schreiben
8. licht in das dunkle bringen
9. mythen, gott und mickey mouse entsagen
10. den magen verkleinern lassen
11. meinen epos vollenden
12. gute vorsätze wie jedes jahr brechen
13. die pizza unter dem bett wegwerfen
14. herzen brechen
15. vernünftige sachen träumen
16. mit beiden beinen im leben stehen
17. baldrian kaufen
18. ein frommer christ zu sein
19. dinge sofort zu erledigen und nicht bis zur apokalypse aufschieben
20. sich nicht mehr aufregen über dinge und personen, die sich nicht ändern lassen

wow. das haben wir uns ja was vorgenommen und mindestens schon drei oder mehr dieser vorsätze gebrochen. was soll's. denn vorsätze wurden von einer höheren macht erschaffen, damit sie gebrochen werden. irgendein fabelwesen setzte sich damals zu beginn des zeitalters der menschen an einen dreckigen tisch und erfand sie - die vorsätze. band eine siffige schleife um diese idee, klebte glitter drauf und erschoss sich mit einem tischfeuerwerk, was es gleich noch nebenher dazu erfand. peng. eine kugel ebenfalls für mich bitte. chinaböller in den anus. genuß. qualm. matschiges hirn, das vorher noch nicht einmal in einem festen zustand war. mit der gabel verquirlt und von wortspielen verwurmt, verkommen und verniedlicht. fülle es in einen trog. lass die katzen und kinder der nachbarschaftshinterhöfe davon speisen. sie sind ausgemergelt, kommen aus einem kaputten elternhaus, leben nur zum bierholen und schläge kassieren. die armen. aber zu irgendwas müssen sie dienen. sonst wären sie nicht wie vorsätze erschaffen worden. ich schweife ab. bubu.
kaum 2004, schon hält der gut gemeinte schwachsinn wieder einzug. es ist der freundliche tumor von nebenan, der sich zwischen das gute und böse im menschen heftet, den drang nach schwachsinn und sauerstoff fördert. einen dinge schreiben lässt, die wilder sind als eine morsche berg- und talbahn auf dem jahrmarkt. lässt dich dosen sortieren, kisten stämmen, früh aufstehen und epen/eposse/epi schreiben, weil mir das wort nicht einfällt, eben dreimal. werde meine doktorarbeite über schwachsinn schreiben, falls ich jemals dazu aufgefordert werde, eine dessertation oder rezession darüber zu verfassen. vergilbtes pergament, gestraffte schweinehaut oder irgendwas von 1940 mit dem duft von vergelten. ein echter twiggs, sozusagen, auch wenn das komma ein überflüssiges relikt unserer wegwerfgesellschaft zu sein scheint.
könnte jedesmal das wort 'gesellschaft' in anführungszeichen setzen, wie es manch einer in seinen referaten und arbeiten tut, aber ich bin student. ich bin die untere mittelschicht, oder mittlere unterschicht, geschichtete mittelschicht ganz unten. egal. ich habe wasser, schöne haare, gloreiche musik, auch wenn ein 'r' fehlen sollte. was ich nicht besitze, mache ich mir selbst. onanie, brot, kuchen, bilder, melodien, sorgen und flokatiteppiche. zurück auf diesen. den teppich.

ich bin wach nach 5 stunden schlaf. ich war um 4:30h daheim. nach frohlockender arbeit, die an ein arbeitslager erinnerte. dosen sortieren, kisten stämmen, sachen zählen, produktpaletten mit einem einzelhandelsscanner scannen und so. ich habe am samstag an einer inventur teilgenommen. fühlte mich wie der teil einer loge, die nur dafür lebt, sauerkrat in plastiktüten zu zählen. es füllte mich aus. mein rücken schmerzt, meine augen siffen und die finger gleichen denen eines 85jährigen bass-bariton. egal. flöte habe ich nie gelernt.
die ganze inventur, an der ich teil war, begann um 17h und sollte nicht vor 3h für mich enden. legosteine in papppackungen gezählt. dort allein schon über 197 einzelnde warengruppen. kaffee, handtücher, schwachsinn, der nur für das verwesende volk ab 50 erfunden wurde, hunde, föten und gute laune. dann irgendwann mit diesem handelsüblichen scanner eingezählt und dann zur computerstation mit diesen daten, lächeln, flirten, nett sein. gelegentlich schlechte launen an armer suppe ablassen, ihr zeigen, wer den größeren schädel hat. ochsenzungen in der delikatessenabteilung gespottet. schmutzige finger vom wühlen, harter rücken vom bücken. und da war sie wieder, die zahl, die mich verfolgt. in jedem leben eines schizophrenen gibt es eine zahl, die ihn verfolgt. ich bin nicht unbedingt schizophren, aber wenn ich auch so ein hypochonder wäre, würde ich die schizophrenie neben pusteln und kratzenden sofen dazu addieren. also gab es wieder diese zahl, die mich verfolgte. das ist jetzt wirklich, auch wenn ich, wie woron sagt, nicht immer ein 'wirklich' zur unterstreichung von tatsachen benutzen soll, tue ich das trotzdem, denn er ist ja jetzt nicht hier, um mir die beine weg zu treten. also diese zahl ist 101 und sie ist überall. das ist jetzt kein schwachsinn. ich zählte kaffe. palettenweise. es waren 101 einzelpackungen. das war ok, denn irgendwann sind mehrere dinge 101 zur gleichen zeit. aber dann zählte ich andere dinge. hatte plötzlich am ende eines regals 101 warengruppen, dann stand ich irgendwann am regal mit der nummer 101, irgendjemand fragte, wie spät es sei und es war 1:01h. das ist teilweise schon unheimlich, wenn irgendwas exakt 101 ergibt. gut, wenn irgenwas immer 102 oder 6 wäre und mehrmals vorkommen würde, wäre das sicher auch nur ein zufall. aber wieso diese 101? das verstehe ich nicht. sie ist allgegenwärtiger als mein verstand. sie ist immer forwährend an der stelle. verfolgt mich. umarmt und liebkost mein kränkelndes ego. die 101.

nach der inventur im kaff, weit weg von der trauten heimat, kam ich mitten in den schnee. er breitet sich auf den straßen und geliehenen laternen aus. es war schön. seit langem mochte ich wieder schnee. dachte dabei nicht an stuttgart. denn sonst, wenn der himmel zu schneien vermochte, dachte ich immer an stuttgart, an eine liebe, die zerbrach und mein leben fortan in scheisse tunkte. ja, ich spreche jetzt offen darüber, auch wenn besagte person das lesen kann. addiere es zu einer imaginären liste der vorsätze in meinen kopf. lasse mich nicht mehr von gedanken verseuchen, versuche im jetzt zu leben. ein guter vorsatz, den ich mir gerne auf ein gelbes oder blaues postit kritzel und überall hinklebe.
jedenfalls schneite es, wobei ich anmerken muss, das mir das adjektiv 'schnie' besser gefällt. nach der deutschen rechtschreibung, die ja jetzt neu ist, ist es ja fast erlaubt, ohne böse blicke von legasthenikern 'schnie' zu schreiben. aber ich bleibe mir selbst treu und verwerfe diese idee. während ich durch das kalte weiss stapfte, aß ich zwei brötchen, die über 12 stunden in meiner jacken darauf warteten, in meinen überfüllten magen zu gelangen, sich dort an die magenwände zu schmiegen, sich heimisch zu fühlen, bis sie irgendwo in der gosse mit anderem kot verendeten. arme brötchen. habe ihnen gesagt, dass es dort unten gar nicht so schlimm sei. man muss nicht zur arbeite, hat keine verpflichtungen. schwimmt einfach mit anderen exkrementen und heruntergepülten tampons in ein neues leben. ich finde es asozial, wenn bestimmte frauen ihre tampons das klo herunterspülen. klar, irgendwann bis ostern zersetzt sich das klumpige watteteil, aber bis dahin geht noch einiges an wasser den bach herunter. ich bin kein vertreter des umweltschutzes, doch möchte ich nicht daheim sein, wenn das rohr in der mitte auseinander bricht und sich dem sitzenden darlegt. das ist unschön, exkrementen und heruntergespülten bei der zersetzung zuschauen zu müssen. aber dort unten ist es schön. für exkremente. sie finden ihre anhänge, können sich vereinigen und werden irgendwann wieder sauberes wasser, das wir teilweise in frischer cola oder dem wasserhahn wiederfinden. eigentlich vollkommen ekelhaft, dass wir geld für gesäuberte ausscheidungen bezahlen, diese dann auch noch in uns aufnehmen, bis wir sie wieder ausscheiden. aber zurück zum schnee.
es war kalt, meine haare bäumten sich auf, mein antlitz erfror zu einem klumpen des unbehagens und mein buss kam in einer halben stunde. so ein fuck. könnte man denken, wenn man im alten jahr wäre. würde den schnee verfluchen, zum 101. mal gott entsagen und irgendwelche migranten auf offener straße demütigen, nur um ein kleines gefühl der liebe auszuhauchen, etwas zu fühlen, zu wissen, dass man noch am leben ist. dumm irgendwie. man tritt gegen eine mülltonne, in der ein penner wohnt, fühlt sich dann warm und geborgen, nur weil man anderen leid antat. egal. jeder hat sein kissen irgendwo, seine schwarze gabe oder ein stofftier in form eines elefanten.
der schnee umspielte meine elfenhaften kurven, meine königliche taille, verpuffte auf der warmen stirn, setzte an der unterkühlten nase an. ich fühlte mich wieder wie ein schneemann, der dazu geboren war im schnee zu leben, außerhalb seines biotops zu vergehen. irgendwann kam dann auch die nachtlinie, die mehr überflüssige wege fuhr als ein londoner taxifahrer, der von seinem boss dazu angehalten wurde, touristen derbe um ihre habe zu prellen. so ein arsch. fährt extra in die slumps, hält in irgendwelchen gassen, lässt seinen fahrgast von eingeborenen negern verprügeln, läuft mit dem geld davon, lässt ihn in st. louis ausbluten und das hotel nimmt fortwährend seine post entgegen. klar hat london keine slumps und kein st. louis. london ist sauber und rein. dort gibt es nur komische minister, bobbies und bubus. so wie hier in deutschland, wo die pizza gebaut wird, die sogar angeblich die amerikaner lieben. 'we love deutschländ' - verpisst euch. so ein quark. irgendein sterbendes medienbüro entwickelte diesen slogan, ist nun genau so reich wie die druckerei, die die neuen etikettenwarnschilder auf tabakhaltigen dingen drucken durfte. sicher ist auch der texter nun ein gemachter mann. er sitzt daheim in seinem penthouse, schreibt mit offenen beinen und von lungenkrebs verseuchtem atem kurze zeilen auf ein papier, die 'rauchen macht schwul' ähneln. dann zieht er sich zurück in die künstliche lunge, lässt halbtote huren auf seinem tisch tanzen, schickt scheidungspapiere zur kenntnisnahme an seine frau nach hawaii, wo es kein bier gibt, und lässt sich von einem dressierten schimpansen einen runterholen. texter müsste man sein. 'raucher sterben früher' - in diesem satz steckt soviel poesie, fast soviel wie in 'truthhahnfleisch in eigenem saft', 'schweinskopftsülze mit innereien' oder 'bitte blondiercreme nicht auf die kopfthaut auftragen, kann zu reizungen führen'. wie soll man sich dann bitte die haare blondieren? egal. ist nur eine warnung, falls jemand daudrch seine kopfhaut eintüten muss und den laden verklagen will. dann kann man noch immer sagen, es stünde auf der verpackung, sie irre sau. wie bei den kippen. es bringt nichts mehr, im sterbebett oder siechehaus die tabakkonzerne auf schmerzensgeld zu verklagen, weil ja jetzt auf den packungen steht, dass man von zigaretten dahingerafft wird, einem der schwanz abfällt oder das kind ein mongo wird. entschuldigung. aber man darf wieder 'mongo' schreiben. 2003, dem jahr für menschen mit behinderung, haben wir uns sehr zurückgehalten. haben uns werbespots mit einbeinigen läufern, mongoloiden kellnern und sabbernden saftschubsen reingefahren. doch nun ist 2004 und der spießrutenlauf geht weiter. sie werden aus dem öffentlichen dienst genommen und dürfen im schnee wieder auf eine niederflurbahn warten, in die sie mit dem rolli hineinpassen. jetzt soll nicht der eindruck entstehen, ich hätte etwas gegen behinderte menschen, nur nehme ich gerne straßenbahnen, die richtig unmenschlich viele treppen zum einstieg bereithalten und fern des wortes 'behindertengerecht' sind. denn so weiss ich, dass ich pünktlich und ohne verzögerung zur arbeite komme, ans ziel komme, um meine fiktive doktorarbeit abzugeben. wenn es behindertengerechte bahnen und züge, treppenaufgänge und moscheen in jeder stadt gibt, dann sollte es auch einen extrawagen für raucher geben. denn wir raucher sind ja jetzt auch randgruppen und selbstzerstörer. wieso sollte es dann nicht auch extrasitze in den öffentlichen verkehrsmitteln geben, wo eine kippe oder eine ausgekratzte lunge über dem sitzt prangt, wie bei alten und gebrechlichen das kreuz für tod und verweseung? man sollte uns rauchern auch mal etwas gönnen, uns entgegen kommen und nicht immer mit dem gerechten finger in den unterleib stechen und dabei diabolisch lachen. 'wer jetzt mit dem rauchen aufhört, entgeht dem risiko von schweren krankheiten' und 'wer sich jetzt sein raucherbein amputieren lässt, hat auf jeden falls anspruch auf einen gekennzeichneten platz in der bahn'.
wie schön könnte leben sein.

ich habe das filzige tuch aus meinem mund entfernt. nun könnte ich wieder zum thema schnee zurückkehren. aber dazu habe ich jetzt keine lust mehr. habe vergessen, was ich schreiben und in einer elenden metapher ausdrücken wollte. es ist egal. liest eh keiner. seit ich so sporadisch ins blog schreibe, bin ich vergessen. keiner erinnert sich mehr an das leid in person, der gebürtigen prosa mit spreitzfüßen - good ol' twiggs. verfickt.
es gibt viele faktoren, die mich dazu brachten, nicht mehr so häufig zu schreiben. sicher steht dieses auch auf meiner imaginären vorsätze-liste, dass ich wieder täglich schreiben möchte und werde. aber die zeit, das geld und anderes spielt mit ein. ich kann nicht täglich in ein internetcafé rennen und für 3euro die stunde mein blog schreiben. denn bilder hochladen kostet da 1,15euro für jeden upload. bei einem download von pornobildern für 50cent pro download auf mitgebrachter diskette, ist der ruin schon vorprogrammiert. egal. alles ausreden. ich werde zurückkehren, ob man mich noch kennt oder nicht. wir sind allgegenwärtig, lassen uns nicht mehr ans bein pissen, werden kühler und zeigen nicht mehr so viele gefühle. machen, das was uns aufgetragen wird, was wir auch tun müssen, wenn es sich um beruf und schule stellt. das werden wir, der twiggs und ich, zusammen halten, uns unterbuttern lassen, sklaven des alltags sein. aber im privatleben wird sich einiges ändern. wir lassen nicht mehr soviel an uns heran. dinge, oft kleinigkeiten, die uns sonst zur weißglut brachten, werden nun elendig in einer sturzsekunde weit vor unseren füßen verpuffen. es wird einen sonnigen morgen geben, fernab von allem bösen. natürlich werden wir nicht gut. werde zu den bösen gehört bekommt zwar mehr zu ostern und extracredits im film, das böse wird als dumm dargestellt und nur von den guten gibt es die meisten actionfiguren bei hertie zu kaufen. wir werden uns nicht grundlegend ändern. vielleicht wachsen wir stärker zusammen und brauchen keine männer mehr, müssen nichts fremdes aussaugen, um zu existieren. wir, der twiggs und ich, um das noch einmal auf den punkt zu bringen, sind allgegenwärtig (ich liebe dieses wort, es ist so sinnreich) und nicht tot. hört ihr? wir sind nicht tot. es wird uns ewig geben, auch wenn unsere glieder, herzen und hirne schon längst staub sind. und, so sage ich, dort geht der trend hin. zu staub werden und reformen, neuen reformen und bürgschaften, den blanken arsch zeigen.

gina, 15, aus essen, tochter von zu reichen eltern, schreibt: immer wenn ich einen blog schreibe, schicke ich das manuskript zur korrektur an mamas verlag. denn ich will qualitativ hochwertiges schreiben und nicht den menschlichen abschaum, wie es norman und thetwiggs tun. außerdem geben die oben genannten personen zu sehr in ihrem ego auf. sie erfinden sogar angebliche leserbriefe, wie z.b. damals am 04.01.2004. da erfanden sie ein mächen, das gina hieß, 15 war, aus essen kam und die tochter von zu reichen eltern war. eine versnobbte kleine göre, die besser sein wollte als die gesamte menscheit. ein mädchen, das schon im kindergarten viele schläge einstecken musste, weil sie einen überbiss und zu reiche eltern besaß. armes kind, auch wenn ich das bin. jedenfalls, anders als bei den twiggs brothers, lese ich mir auch durch, was ich geschrieben habe. die twiggs brothers sagten mal in einem interview in der 'times', dass sie niemals lesen würden, was sie schrieben. das ist für mich ein bild eines kranken egos. es ist so, als würde man sich drei spiegel aufstellen, um sich in einem 3d-ähnlichen profil zu betrachten, aber vorher hängt man die spiegel mit schwarzer seide ab, damit man nicht sieht, was für einen schwachsinn man auf die außenwelt reflektiert. ich als delektante oberschülerin, die 5 klassen überspringen durfte, nicht wegen des knowhows, sondern wegen zu reicher eltern, weiss, wovon ich das spreche. man will existieren, aber nicht sehen, dass man es tut. wie das kleine reh, das sich den gebrochenen lauf abknabbert, um nicht als behindert eingestuft zu werden. denn behinderte rehe können nicht als geweih an der wand karriere machen, sie müssen sich hochschlafen oder sich dem kömbüsenchef als rehrücken zur verfügung stellen und...

wenn ich eine pistole besäße, die mir vom mund bis in den kopf eine kugel, angefüllt mit verstand, schießen würde, glaube ich, dass ich sie benutzen würde. aber munition und waffen sind teuer. muss man eine im touristenladen an der ecke kaufen. billig in irgendwelchen nachwuchsländern von kinderfüßen gefertigt. sollte man nicht kaufen. man könnte sich ernsthaft bei einem selbstmordversuch verletzen.

ich bezweifel, dass es irgendjemand bis hier gelesen hat, ohne seine familie auszurotten. ich könne hinterher noch immer sagen, dass ich überfallen wurde und mir jemand meine zugangsdaten aus der geldbörse stahl, nur um meinem schlechten ruf in der 20six-community zu schaden. das würde mir aber niemand abnehmen. was auch egal ist. irgendwie fühle ich mich, als sei der twiggs zurück. da hat sich was in mir bewegt. ich kann wieder schwachsinnig sein. danke woron. soll nicht heissen, dass du mich wieder in den irrsinn getrieben hast, soll nicht heissen, dass ich vorher nicht schwachsinnig war, aber unsere tage haben mir gezeigt, dass man dennoch lächeln und lachen kann, auch wenn man eine schwarze garderobe hat, was nicht unbeding abwechslungsreich ist. wow, dieser absatz klingt nach schmalz und abschied vom leben. das ist aber alles andere, jedenfalls kein abschied.
was unüblich in diesem blog ist, was aber viele tun, ist, dass sie leute grüßen, die sie kennen, verehren und/oder vergöttern. ich tue dies nie. es wird zu intim, es gehört hier nicht her. es ist keine plattform, auf der man leute grüßt. man schreibt sich dinge von der seele, die man sich selbst oder seinem zweiten vertwiggsten ich erzählt. meine zweite seite kann meine gedanken nicht lesen, so muss es aufs papier. oder ist der twiggs sogar die dritte seite und rundet somit den quarder? es ist egal.
was andere leute machen, kann ich auch, mache es aber nicht, weil es andere leute tun. wow, ein satz, den ich gerne irgendwo als zitat lesen würde. ich schreibe ihn noch einmal für die zitternde und zitierende copy+paste-fraktion auf:

'was andere leute machen, kann ich auch, mache es aber nicht, weil es andere leute tun.'

wie schön. prosa. einen schluck mehr und ich falle ins delirium oder so.
die betonung ist übrigens auf dem 'nicht', keinesfalls auf dem 'wel'. wäre es auf dem 'weil', dann würde dieser satz aussagen, dass ich dinge nicht tue, weil sie auch von anderen leuten getan werden. da meine explizite betonung auf dem 'nicht' beruht, erhält der satz die aussage, dass ich dennoch dinge tue, die andere tun, dass ich mich nicht davon ableiten lasse, kein nachmacher bin, meinen eigenen kopft benutze und vielleicht züge annehme, die andere menschen auch haben, diese aber von mir selbst abgeleitet sind und von meinerselbst beruhen. schranz.
so ein schrott, betone ich doch eher das 'weil', um das 'nicht' doch eher zu betonen, um unterschwellig die tatsache zu erheben, es doch zu tun, weil es andere nicht tun? ich bin gerade an dem punkt gelangt, an dem ich mich selbst nicht mehr verstehe. kann uns nicht mehr folgen.
jetzt weiss ich wieder, achtung: interpunktionsfehler: '[...]nicht, weil es andere leute tun' heisst also, um es mir noch einmal selbst zu erklären, dass ich es nicht aus dem grunde dessen tue, weil es andere leute tun, eher, dass ich es tue, weil ich es tue. denn ich bin emanzipiert und esse schrimps, auch wenn das 'in' ist. ich mag keine schrimps, aber das war ein guter vergleich.

meine königin, du liegst nicht mehr im sterben. das ist gut so. auch wenn es nicht hier rein passt oder nicht hingehört, es andere leute tun und ich sonst nicht, jedenfalls nicht hier, sollst du wissen, dass du mir mehr bedeutest, als du es dir jemals vorstellen kann. eine biene hält seinen honig bis zum bienenstock fest und teilt ihn, ich aber würde weiterfliegen bis meine flügel erlahmen, bis ich abstürze, um auf einer grünen wiese zu verenden. würde dort liegen und im todeskampf meinen honig umklammern. die würmer und vögel würden kommen und mir die augen ausschlecken, nur den honig, den würde ich kurz vor meinem ableben in mich aufnehmen, damit ihn niemand anderes bekommt. soll nicht heissen, dass ich dich erschieße, wenn alles aussichtslos erscheint. du weisst schon.

so genug. bevor ich hier erweiche. wollte es nicht in einer shoutbox enden lassen, in einer grußsendung im radio und so. ist schon schlimm, leute rufen im radio an, um ihre freunde und gliebten, entehrten und dummen zu grüßen. was ist aus uns geworden? wieso rufen diese menschen nicht bei den personen direkt an oder malen ihnen ein bild?

das wird zuviel für mich. wenn ich mich nun noch den abgründen der menschheit hingebe, dann wird das nichts mehr mit dem punkt. der kommt jetzt.

3.440 wörter (diese hier mit eingeschlossen).






leben und sterben einer wg-legende (eine fiktive fabel)

[dies ist ein geretteter eintrag meines alten blogs vom 17.11.2004]

'reinlichkeit ist keine schande!', sagte er ihr und wies sie darauf hin, ihre haare aus dem abfluss der dusche, dem gemeinsamen kühlschrank und dem salat zu entfernen. sie war die hässlichste lebende person, der er jemals begegnet war. ihm waren schon viele frauen unter die augen gekommen, doch keine war so hässlich wie sie. sie verdiente das prädikat 'frau' nicht und eigentlich, so wusste er es als germanistikstudent, war 'frau' eh kein prädikat, sondern ein nomen. aber das war ihm egal, da er eh sehr sporadisch zur uni ging. sein studium wollte er eh schmeißen. nichts hielt ihn mehr an seinem traum. alles, was menschlich an ihm war, verpuffte als er sie traf. sie. das tier.
er konnte sich nicht ausmalen, wie er mit einer fremden frau, die das zehnfache wie er wog, eine wohngemeinschaft gründen konnte. es war ein so surrealer gedanke, fast so, als würde man sich vorstellen, was hinter dem universum ist, also, wovon das universum getragen wird. es muss ja inirgendeiner schachtel hängen oder so. damals dachten sie griechen, es sei ein tuch mit sternen dran und dahinter wäre dann nichts. aber dieses nichts musste auch von irgendwas getragen werden. also erfand man den karton. das universum ist also in einem karton. es ist dort jeweils an die ecken getackert. mit kosmischen tackern geht das. das tuch. getackert in den karton. sterne ran und fertig. doch die griechen verwarfen diese idee und erfanden das tzaziki, das tsaziki, das zaziki oder wie auch immer man das schreiben will. es schmeckt eh immer anders. und griechen sind eh komische geschöpfe. tanzen unter einfluss von metaxa zirtaki und keiner weiß, was das heißt. es ist auch egal. man fragt nie, was irgendwas wirklich heißt. oder, ob es irgendwas heißt. man nimmt es einfach an. so wie er diese frau angenommen hat, die noch unmöglicher war, als serbische bohnensuppe.

sie saß also aufgequollen an diesem tisch - seinem tisch - und verteilte ihr haupthaar in der gemeinsamen wohnung. gut, man konnte sich in einer 14-zimmer-wohnung leicht aus dem weg gehen, aber ihr geruch verfolgte ihn bis in den alltag. sie roch ungelüftet, verbraucht, süßlich und eigenartig, so wie eigentlich leichen riechen, die im regen und dann zum trocknen auf der heizung lagen. so roch sie. sie liebte es, zu riechen. eines ihrer debilen hobbies war das transpirieren. einmal kam er mit ihrer achsel in berührung und musste sich das shirt wieder trocken fönen. danach hatte er fast drei monate herpes. so richtig große bläschen, dass man einen griechischen karton damit hätte füllen können, wenn man sie mit einem spachtel abkratzen würde. doch niemand benutzt einen spachtel, um sich den herpes zu entfernen. man sollte das eh nicht anfassen - auch nicht, wenn es unüberhörbar puckert. küssen ist da auch nicht drin. das gibt man nur weiter. und wer sollte ihn auch küssen, jetzt, wo er mit der ausgeburt der hölle zusammen lebte. er roch schon wie sie. sah fast aus wie sie. nur fehlten ihm die brüste und die aufgesetzte freundlichkeit. er wusste eh nicht, wieso er mit ihr zusammen zog. in so einer großen not befand er sich gar nicht. in so einer not war nicht einmal die sinkende titanic. mit freude hätte er seinen karton unter der brücke wieder bezogen, doch die zeiten änderten sich rasch.
jeden tag sah er sie, roch sie und aß sie, bzw. aß er teile von ihr. ungewollt. ihre haare waren überall. sie gruben sich wie kleine scarabeus-käfer (gut, das wort ist doppeltgemoppelt, aber ich weiß gerade die mehrzahl von scarabeus nicht. jedenfalls kann ich es nicht richtig schreiben) in seine haut. er zog sie sich aus dem rachen oder unter den zehennägeln hervor. es war grauenhaft. wie gerne würde er seine hände fest um ihren hals legen und zudrücken. doch ihr hals war dermaßen speckig, dass er nicht wusste, wie sich die daumen beim würgen treffen sollten. mord ist eh doof. wie soll er jemals die leiche aus dem 17. stock des hauses bekommen, wenn der fahrstuhl immer kaputt ist? wie soll der die ganzen müllsäcke besorgen, um eine zwei-meter-zehn-zentner-frau zu entsorgen? oder er könnte einen wasserrohrbruch inszenieren und warten, bist das wasser bist zur hüfte reicht. er würde sie mit nagellackentferner sedieren und sie solange unter das wasser drücken, bis ihr langweiliges leben endet. das war aber alles zu anstregend. für einen studenten jedenfalls. denn studenten bewegen sich ungern. das kostet kraft, die man eigentlich zum lernen braucht.

eines tages kam er heim. es waren in der wohnung mindestens 45°c und es roch nach kotze. es war grauenvoll. es war ihre kotze. sie füllte sie in einen orangen eimer, der eigentlich zum abwaschen benutzt wurde, da es keine spüle gab. sie lachte nur und meinte, es sei egal, was mit diesem eimer gemacht würde, es interessiere kein schwein, ob es nun kotze oder dreckiges geschirr wäre. irgendwie hatte sie da recht. aber konnte es nicht kotze eines gutaussehenden berliners sein? wieso ausgerechnet der mageninhalt der widerlichsten person deutschlands? und wieso ausgerechnet heute, wo er doch besuch erwartete? wieso war sie überhaupt zuhause? das waren alles fragen, die er sich stellte, aber nicht zu beantworten vermochte. studenten beantworten sich keine eigenen fragen, sie brauchen ihre kraft zum... lassen wir das, sonst kommen wir wieder in eine endlosschleife und das nervt.
jedenfalls bekam er besuch. der gleich wieder ging. kotze im 17. stock, fahrstuhl kaputt und katzenkot auf dem teppich. das war nicht einladend, wenn auch sehr typisch für eine gemischte wg irgendwo im elendsviertel.
seit er mit ihr zusammen zog hatte er das gefühl, in einer eheähnlichen beziehung gefangen zu sein. jedenfalls gab sie ihm dieses gefühl. sie nannte ihn 'schatz' und rollte seine socken zusammen. fast wie mutter. nur mutter roch nach frühling. sie nicht. für ihre erscheinung gab es kein wort, es war nicht erfunden. man konnte es auch selbst nicht erfinden, denn stundenten erfinden nie eigene wörter. sonst würden sie ja nicht studieren, sondern wörterbücher schreiben und den nobelpreis für sich reservieren lassen. schweizer fonduekäse mit ranzigem wein. so müsste ihre vulva riechen, wenn man sich das ausmalen würden. es war auch egal, wie das hieß oder roch. es war alles egal, was mit ihr zu tun hatte.

schon morgens traf er sie auf dem flur. sie stand immer eine stunde vor ihm auf, um groß zu machen, um sich ihre haare hochzustecken oder um irgendwas neckisches mit ihrer katze zu machen. es war abartig, wenn sie mit ihrem flummi spielte, ihn gegen die wände, seinen kopf oder seine gäste schleuderte. sie war krank. im kopf. im bauch. in den beinen. oft roch es nach eiter, erdbeer und käse. es war ein vorgeschmack der hölle. oder mittendrin.

der tag kam, an dem die malerische idylle aus ihrem betonierten fugen gerissen wurde: das ende. von allem. einfach so. er und sie. sie mochten sich nicht mehr. das farbenspiel des windes war vorüber. der fisch war gelutscht. die milch geschlabbert. sie verstanden sich nicht mehr. fettleibigkeit und hedonismus vertrugen sich nicht mitenander. sie prallten aufeinander wie trägheit und vergeltung. spalt! würde es machen. tat es aber nicht. es war klanglos und blutig.
eine welle spülte sich durch die gemäuer. ertrank alles leid. er drückte ihren kopf unter wasser. eine halbe stunde lang. sich vergewissern, dass sie auch wirklich nur noch zuckte, weil das leben aus ihren gliedern verschwand.

ein leben in prosa hätte es werden können. wenn sie nur schlank und ein mann gewesen wäre. ficken. den ganzen tag, wenn sie schönheit besäße.
nun lag sie dort. leblos. ein stilleben. wunderbar und ikonengleich. er zündete sich eine zigarette an und zog den hauch des todes tief in seine lungen.
später würde er der kleinen katze, die ihr gehörte, eine braune schleife auf den kopf tackern und ihr die freiheit schenken. sie sollte allen dicken verkommenen mädchen von ihm erzählen, sie vor den gefahren ihrer fettleibigkeit berichten. sie sollte ausziehen, als eine von ihnen. als wegbegleiter derer, die nicht zu leben wussten.

doch kam es anders. alles kam anders und sowieso. die welle kam nie. es war nur eine seiner vielen visionen, die niemals von fruchtbarer wahrheit geschmückt wurden. er musste weiterhin ihre debile gegenwart ertragen, sich von ihr umgeben sehen. es endete mit ihrem überraschenden auszug. und dann kam seiner.
es wurde nicht getötet und mit blut schnörkel gemalt. es endete ruhig. leider. weder dramatisch, noch mit ihren tränen. ein langweiliges happy end. wie im film 'schindlers liste', der als komödie ja wirklich unlustig war.

doch lernte er aus dieser wohngemeinschaft. er zog seine weisheiten aus diesem zusammenleben: ziehe nie mit jemandem zusammen, der dir beim ersten treffen unheimlich (betonung doppelt unterstrichen auf 'umheimlich') freundlich, nett und zuckersüß erscheint. es ist eine fassade. sie will dich einwickeln in ihr aus zucker gesponnenes netz. will dich vergiften mit dem stachel, der in irgendeiner fettspalte versteckt ist. lauf weg. du narr. lauf, so schnell du kannst. auch wenn du ein bein nachziehst.






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