irgendwie von der stadt aus gold...

als ich gestern aus dem güldenen berlin nach hause zurück kehrte, schauten aus meinem briefkasten die noten aus paris heraus. ich wunderte mich, dass sie das wochenende überlebten, gerade in meinem kriminellen stadtteil. schnell öffnete ich den umschlag, kuschelte mich an das französische büttenpapier und setzte mich ans klavier. wundervoll. langsam wächst das stück unter meinen fingern. schwierigkeitsstufe 8 von 9 - für einen nicht professionellen klavierspieler etwas anstrengend, aber sicher machbar. nur nicht so schnell, wie gewünscht: thème harmonisé et accompagnement mixte main droite. orchestration plus riche. - die anstrengung wird sich lohnen. ich liebe dieses lied so. ich bekomme nicht genug und benötige es aus einem bestimmten grund, der hier aber noch nicht breitgetreten wird. eigentlich sollten diese notenblätter meine freude ins unermessliche steigern und meine gute laune, die ich aus berlin mitbrachte, noch anheben, sie gülden erscheinen lassen. das funktionierte auch eine gewisse zeit - bis es plötzlich an meiner tür klopfte. ich öffnete: dort standen die beiden alten frauen des hauses, die sonst zuckersüß waren, doch gestern wirkten sie wie die haus-gestapo. es ging um meinen keller. die betonung darauf liegt auf "meinen" und bestimmt auch auf "keller", denn in blinder rage betont man gerne ein paar wörter mit. es ist eigentlich nicht mein keller. ich darf ihn mit einer frau gemeinsam nutzen, die es aber nicht tut. es stehen kartons in ihm, die mit fernsehzeitschriften von 1943 gefüllt sind. ich habe es mir erlaubt, meine säcke mit aussortiertem inhalt dort unterzustellen, bis ich die gelegenheit beim schopfe packe und sie zur mülldeponie fahre. die frauen regten sich in einem total penetranten ton auf. sie fuhren mich an, weshalb ich denn so viele säcke in meinem keller stehen hätte und ob man die nicht vor die tür stellen könnte. zu beginn deutete ich an, dass ich nicht behindert sei und dass man mit mir auch vernünftig sprechen kann - doch das sahen die sterbenden huren nicht ein. sie keiften weiter. ich blieb ruhig. sagte irgendwann, dass ich nun meine tür schließe, was ich dann auch tat. ich wollte sie tot sehen, langsam an ihrem blut erstickend, während ich ihre körper mit einem geliehenen grapefruit-löffel aushöhlte. allein bei diesem gedanken errigierte ich zutiefst.

meine laune war dahin. schnell zog ich mir meine schuhe an und verließ das haus. ich musste spazieren gehen und mir meine stadt anschauen. meine kleine stadt, die mit jedem tag ungeliebter wird. sie verzehrt mich, sie versucht es jedenfalls. sie will mich in die knie zwingen, mich zu ihrem untertan machen. sie will mich zwingen, auf ewig zu bleiben - doch das werde ich nicht. ich gehe dorthin, wo es gülden ist. die stadt aus gold, wo die luft der nacht nach freiheit schmeckt. dort wird es mich hinziehen. dort werde ich beginnen. erneut.

seit ich zurück bin, vermisse ich die stadt aus gold noch stärker. ich vergehe fast vor verlangen, die nacht in ihren armen zu spüren, ihre kalten mauern zu erwärmen. nimm mich mit, bitte. lass mich nicht hier. je veux être l'endroit où vous êtes, cité d'or...

die letzte nacht war ein nachtmahr in sechs akten. fürchterlich. seit langem hatte so eine nacht nicht. und wenn ich weiter zurückdenke, glaube ich, dass ich so eine nacht noch nie erlebte. nach jeder episode wurde ich wach, doch in diesem leichten dämmerzustand sah ich schon die nächste episode näher rücken. grauenvoll. allein der gedanke an alle sechs teile zaubert mir eine gänsehaut. ich wollte mich wach halten - doch als ich dieses vorhaben in die tat umsetzen wollte, betrat ich eine neue welt, eine weitere episode. das kurze aufwachen war eher als entr'acte zu verstehen. die bühne wurde umgebaut, die szenerie für eine weitere nachtmahr errichtet.

auch der heutige tag war nicht so schön, aber ich möchte darauf nicht näher eingehen. habe nach der arbeit ein glas wein geschenkt bekommen - mein highlight des tages. aber ich war nicht fähig, den tropfen zu genießen. zu aufgewühlt war ich, die emotionen nicht unter kontrolle. blut.

bald geht der vorhang wieder auf. vielleicht schlafe ich diese nacht ruhiger. wir werden es sehen. langhaarige katzen mit krächzender männerstimme bleiben mir hoffentlich erspart. auch diese nacht möchte ich nicht durch dunkle räume schreiten und defekte lichtschalter ausprobieren - diese nacht bitte nicht.






zitat des tages 43

dorf-stuten reitet man ohne sattel!

so viel zum thema 'sexualität und landwirtschaft'.






gedanken zur heimkehr...

zurück. fern vom luxus. ein hohles gefühl. überall. ich brauche keinen luxus, aber ein gefühl. es ist dort geblieben, wo es schon immer verweilen wollte.
ich möchte ein phönix sein und meine alte asche verlassen, zu etwas neuem wiedergeboren werden, neu erstehen.






fachbesucher-bereich...

wie famos. ich sitze gerade in der fachbesucher-lounge der ifa und schaue dem fußvolk beim trödeln zu. eine feine messe ist das hier. feinste elektronik im taschenformat. fachbesucher sind hier götter. man wird bevorzugt behandelt. das gefällt mir sehr. sogar die weißen müssen zu einem freundlich sein.






message personnel - interprété par isabelle huppert

ich kann nicht mehr ohne dieses lied existieren!
Au bout du téléphone, il y a votre voix
Et il y a des mots que je ne dirai pas
Tous ces mots qui font peur quand ils ne font pas rire
Qui sont dans trop de films, de chansons et de livres
Je voudrais vous les dire
Et je voudrais les vivre
Je ne le ferai pas,
Je veux, je ne peux pas
Je suis seule à crever, et je sais où vous êtes
J'arrive, attendez-moi, nous allons nous connaître
Préparez votre temps, pour vous j'ai tout le mien
Je voudrais arriver, je reste, je me déteste
Je n'arriverai pas,
Je veux, je ne peux pas
Je devrais vous parler,
Je devrais arriver
Ou je devrais dormir
J'ai peur que tu sois sourd
J'ai peur que tu sois lâche
J'ai peur d'être indiscrète
Je ne peux pas vous dire que je t'aime peut-être

Mais si tu crois un jour que tu m'aimes
Ne crois pas que tes souvenirs me gênent
Et cours, cours jusqu'à perdre haleine
Viens me retrouver
Si tu crois un jour que tu m'aimes
Et si ce jour-là tu as de la peine
A trouver où tous ces chemins te mènent
Viens me retrouver
Si le dégoût de la vie vient en toi
Si la paresse de la vie
S'installe en toi
Pense à moi
Pense à moi

Mais si tu crois un jour que tu m'aimes
Ne le considère pas comme un problème
Et cours, cours jusqu'à perdre haleine
Viens me retrouver
Si tu crois un jour que tu m'aimes
N'attends pas un jour, pas une semaine
Car tu ne sais pas où la vie t'emmène
Viens me retrouver
Si le dégoût de la vie vient en toi
Si la paresse de la vie
S'installe en toi
Pense à moi
Pense à moi.

Mais si tu...






kurzgedanken am morgen...

wie grauenvoll. ich bin vor gut 50 minuten aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. meine auge war verklebt, eine dickflüssige soße lief aus ihm, als ich mich bettete. egal, für leid habe ich heute keine zeit. werde auch das fremde gekonnt ignorieren.
ich muss mich nun hübsch machen. nicht für meinen chef, der denkt ja eh, ich würde täglich das selbe am körper tragen.






zitat des tages 34

Er schrieb mir, er wolle stundenlang meinen Arsch lecken, während ich einen Apfel esse, aber als er dann zu mir kam, da hatte ich keine Äpfel da, und überhaupt dauert es ja nicht so lang, einen Apfel zu essen. Aber der Apfel war auch nicht wirklich der springende Punkt.

gefunden und geliebt bei glamourdick.






nächtliche gedanken zur ifa...

nach der arbeit geht es direkt nach berlin. samstag dann sofort zur internationalen funkausstellung (ifa). es soll dort einen zwei meter hohen schwarzen kühlschrank geben, in den ein fernseher eingebaut ist. so wird der durchschnittshausfrau an ihrem arbeitsplatz nicht langweilig, sie vergisst den schmerz, den ihr ihre fußfesseln zufügen. die tiefen wunden der ehe werden durch sensationsgeile fernsehformate verdrängt. dadurch schmeckt ihr zubereitetes essen nur noch halb so zweitklassig.






irgendwie vom non-food und anderen grässlichkeiten...

mein abendbrot sollte eine backkartoffel aus dem supermarkt sein. harvest basket - ein ekelhafter firmenname. sicher mit dem sitz im osten deutschlands. würde dort gerne anrufen und lauschen, wie sie den namen aussprechen. allein der gedanke langweilt mich. eine mikrowellen-backkartoffel mit sour-cream. dazu ein paar klänge aus der kindheit: harry manfredini mit dem score von "house" und "house 2: the second story". wie ich diese filme und die dazugehörige musik damals liebte. ein mensch im internet besorgte mir die rare filmmusik, die es nur schallplatte zu erstehen gibt. nun lausche ich ihr und fühle mich wieder jung. harry manfredini ist der schlechteste filmkomponist, den ich kenne. doch dieser score ist famos. leichte elektronische einflüsse der 80er jahre, eigenartige geräuschkulissen und böse streicher, die er sicher aus bernard herrmanns grabkammer entwendete. wir alle stehlen, das ist nicht neu. und es ist gerade so gemütlich. das küchenfenster wurde heute nach vier jahren das erste mal geputzt. es wirkt so, als würde es keine scheibe beherbergen. vor kurzem stand noch die mikrowelle davor und verdeckte die sicht auf das leben dort draußen. doch nun nicht mehr. ich gewehre mir den blick an die außenwelt und ihr somit auch. wir beide schauen uns an und erfreuen uns. es ist alles aufgeräumt und so angenehm. säckeweise trug ich mit "kiki aus berlin" überflüssige erinnerungen aus der wohnung. brennen sollen sie. weg damit. niemand braucht sie. ich behielt sie zu lange, doch war ich mir bewusst, dass ich mich von ihnen trennen musste. bevor man in seinem leben aufräumt, sollte man mit seinem domizil beginnen. danach lebt es sich freudiger. und das stimmt. ich habe sogar das licht angeschaltet, blicke auf einen neuen schrank und ein paar bretter an der wand, auf denen irgendwelche dinge stehen. vorhin kaufte ich mir eine schöne led-schreibtischlampe in chrom-optik. ein schönes ding. ich musste sie mir leisten, obwohl ich nie etwas vom non-food-stand kaufe. denn dort stehen die ganzen fratzen meiner kleinen stadt und wühlen mit ihren garstigen fingern in hässlichem.

das tun sie gerne. und ich schaute ihnen oft dabei zu: den dummen, den krüppeln, den emotionslosen. sie standen um die kleinen auslagen herum und dachten, sie wären auf einer mission. sie kauften dann irgendwas, von dem sie nicht einmal wussten, wie es geschrieben wurde. und heute stand ich dort und fand dieses lämpchen. 21 leds für ein gemütlicheres arbeiten am schreibtisch. ich kann es kaum erwarten, dass es dunkel wird. ich möchte die lampe anschließen und in ihrem schein mit den schemen tanzen.

doch dieser tanz ist mir derzeit nicht vergönnt. für ein schöneres leben zahlt man einen hohen preis. da ich mir nicht von einer tablette vorschreiben lassen möchte, wie es mir geht und wie der tag ausklingen wird, habe ich beschlossen, sie abrupt abzusetzen. man schlägt nun die hände über dem kopf zusammen und denkt, dass es besser wäre, sie auszuschleichen. sicher nicht. das dauert nur. zögert den weg zum ziel heraus. ich möchte schneller an mein ziel und nehme täglichen schwindel, übelkeit und leichte stimmungsschwankungen in kauf. so spürt man immerhin, dass man noch am leben ist. der schwindel ist ekelhaft. besonders gegen frühen abend. dann ist er am stärksten. ich lege mich dann oft hin und möchte für einen kurzen moment sterben. danach geht es mir besser. die augen dürfen nicht zu schnell bewegt werden, sonst tritt der raum aus sich heraus und lässt mich in einem emotionalen karussell fahren.
man hört, wie das hirn im kopf schwimmt, wenn man sich einige male gegen die stirn schlägt - das sagte er einst zu mir. und ich glaubte sogar den trick mit der mücke, die man durch muskelanspannung zum platzen bringen konnte.

am wochenende geht es nach berlin zur internationalen funkausstellung. einer spontanen einladung verdanke ich, dass ich berlin doch nun eher heimsuchen darf. das wochenende darauf werde ich wieder in berlin sein. werde mir menschen ansehen, die ich momentan nur von bildern kenne. ich bin gespannt, wie sie ohne die zauberhafte aura des photoshops aussehen. irgendwann kehre ich gar nicht mehr zurück.

vor mir lief heute diese frau mit ihren kleinen absätzen, deren geräusche in meinem kopf wie in ein echo getaucht waren. sie hatte kein talent, solches schuhwerk ordentlich zu repräsentieren. sie ging wie eine menschliche marionette, deren sehnen an ein holzkreuz genagelt und von einem betrunkenen puppenspieler gelenkt wurden. es war grauenvoll. eine sekunde später hallten die geräusche der straße durch mich hindurch. der schwindel machte sich wieder breit. eingepackt in dieser geräuschkulisse presste sich der schweiß durch mein gewebe. schwitz, du sau. ich schwitzte. ohne grund. das passiert oft. nachts träume ich will und wirr - oft von meiner deckenlampe. das wird bald aufhören. bestimmt.

gerade, nachdem ich mit der königin telefonierte, inspirierte ich mich, die led-schreibtischlampe aufzubauen und das licht zu testen. ja, es ist kein warmes licht, es ist ein weißes, kaltes licht wie in einer zahnarztpraxis. das macht mich an. masturbieren zu diesem licht, schnell eine bohrmaschine neben das bett gelegt und die szenerie ist komplett.

nun esse ich noch ein paar rispentomaten und schaue, was der abend mir noch zu bieten hat.






irgendwie von der schicksalsschwester der neuzeit...

es regnet seit tagen. zwischendurch schaut die sonne vorbei und winkt mit ihren güldenen strahlen. kaum möchte man diesen gruß erwidern, lacht sich die kleine sau ins fäustchen und schickt einem den nächsten regenguss. und man sollte so schlau sein, dass man in diesen tagen am besten einen regenschirm bei sich führen sollte. ja, sollte man. ich schreibe gerne schlaue dinge, danach schalte ich wohl mein gehirn ab oder lege meine gedanken in silbergrauen streifen ins denkarium. jedenfalls zog ich eben meinen gemütlichen nerz an, da das wetter heute so herbstlich war, und lief durch die gegend. ich wollte an der befreundeten tankstelle zigaretten kaufen und ein bier. nach einem aufregenden arbeitstag braucht man ein bier zum abschalten. bier und psychopharmaka sind eine grandiose mischung. nach dem ersten schluck tanzen die waldgeister mit einem polka, nach der dritten flasche wird man wacher, je tiefer man schläft.
auf meinem rückweg fing es natürlich grandios an zu gießen. so richtig stark. ein wolkenbruch. das wasser perlte wie in der werbung von den bierflaschen, die eigentlich dosen waren. das wasser perlte von meinem ganzen körper und plötzlich verschwand die welt um mich herum. ich tauchte in eine andere und sah drei frauen: klotho, lachesis und atropos - die moiren, die schicksalsschwestern (klingt wie eine gothic-band für samtlappen und armschlitzer).
in der heutigen zeit lernt man die griechische mythologie nicht mehr aus alten büchern, man zieht computer- und videospiele zu rate. von 'god of war 2' weiß ich, dass klotho den lebensfaden spinnt, lachesis bestimmt, welches schicksal den menschen zufällt und misst dafür die länge des fadens. atropos, die eher wie eine freundin von metaxa klingt, hat die spannende aufgabe, den abgemessenen faden abzuschneiden. das war sicher sehr langweilig für sie, wollte sie doch immer harfe spielen.
jedenfalls sah ich moiren. danach vernebelte sich mein blick und ich war wieder in unserer zeit. diese kleine reise stimmte mich nachdenklich: wenn die moiren von kratos umgebracht wurden, wer bestimmt dann in der heutigen zeit mein schicksal? wer ist dafür verantwortlich, dass die 'movable type'-seite ausgerechnet heute nicht funktioniert, wo ich damit arbeiten wollte? jedenfalls nicht die spinnerinnen, die moiren, die parzen. wahrscheinlich wurde das amt in der heutigen zeit neu verteilt.

marlene huber, 37, industriekauffrau, arbeitslos, fünf kinder und geschieden. lebt seit drei jahren von der stütze, obwohl sie es nicht verdient hat. sie lebt in einer kleinen wohnung am rande berlins und bastelt gerne broschen aus fimo. in ihrer freizeit (wie lustig, sie hat nur freizeit) schneidet sie die lebenfäden anderer menschen, somit bestimmt sie das schicksal derer, die ihren weg kreuzen. ja, marlene huber ist die neue moire, eine spinnerin. mittags, nach dem schönheitsschlaf, geht sie ins bad und befreit die nagelschere von vergilbten fußnägeln. sie schenkt sich ein bier ein und verschwindet in ihrer schicksalskammer: eine kleine höhle, die sie sich hinter dem block aus alten einkaufstüten bastelte. dort hat sie fäden gespannt und zerschneidet diese. dabei wippt sie auf und ab, fast wie in trance, und schneidet die fäden in stücke. dann schaltet sie das babyfon ab und geht in die stadt. in ihrer hosentasche lagert sie die fäden. gelegentlich zieht sie einen faden heraus. ist er sehr kurz, schubst sie schon einmal eine person vor die u-bahn. sie fühlt sich berufen und macht, jedenfalls aus eigener sicht, ihre aufgabe sehr gut.

zuhause angekommen, schalte ich mein stimmungslicht an. es leuchtet nur noch rot. ich ohrfeige mich. warum kaufe ich auch ein chinesisches plastikprodukt für zwei euro? es war doch klar, dass es nur zwei tage entspannend wirkt und dann nicht mehr funktioniert. jetzt sieht es aus wie eine warnleuchte auf der autobahn. hat nichts stimmungsvolles mehr, da ich die ganze zeit an fiese massenkarambolagen denken muss.
ich ziehe meine nasse jacke aus. dann wird mir heiß. ich ziehe mich fast ganz aus und trockne mein lichtes haar mit einem alten handtuch. ich schwitze. eben war mir noch kalt. und ich fluchte leise. mein schicksal sah es heute abend vor, dass ich durchnässt zuhause ankomme und nicht wie sonst in der straßenbahn sitze und über leute lache, die ihr nass hinterher laufen.

dann denke ich noch einmal an marlene und proste ihr in gedanken zu. was sie jetzt wohl gerade treibt?






irgendwie von ayran und seinen freunden...

eben war ich im türkischen supermarkt. er nennt sich 'avrasya süpermarket' - ein name, der einfach einläd. bin desöfteren dort vorbei gegangen und heute sollte mich mein weg hinein führen: wohlige türkische musik drang durch die funzelig beleuchteten gänge des verkaufsraums, viele unbekannte waren standen herum, teilweise mit übersetzungen für deutsche ausländer. so kaufte ich zwei becher ayran. ich liebe ayran. habe ihn einmal mit hüseyin getrunken und wurde süchtig. joghurt mit salz und wasser. klingt abartig, ist es aber nicht. sehr lecker im sommer und sicher auch gesund. vor dem genuss unbedingt schütteln, damit keine ekelhaften klumpen drin sind. vor dem schütteln die deckelfolie auf löcher überprüfen, sonst hat man spermaähnlichen ayran auf der unterwäsche, denn man trinkt ihn im hause twiggs gerne halbnackt.

in ein paar stunden wiederholt sich das rabenschwarze volleyball-turnier, das wir zuletzt vor drei jahren zelebrierten. wir sind sportwütig, bewegen uns gerne und trinken dabei unmengen von alkohol. jaja, ich weiß, ich soll nicht so viel trinken, das ist nicht gut für die seele. aber in diesem land herrscht der gruppenzwang: wer nicht mitmacht, ist out. und wer will das schon gerne sein? ich muss noch beim plus ein paar getränke kaufen, damit wir nachträglich auf meinen 30. anstoßen können.

gestern gab es in bremen ein unmenschliches gewitter. der regen prasselte ohne ende. romantisch war es. der himmel verdunkelte sich wie nur irgendwas. später, als das unwetter vorüber war, wollte ich kurz das haus verlassen und wurde derbe erfrischt: der keller stand unter wasser - meine wohnung zum glück nicht. das hätte mir noch gefehlt. schnell einen nachbarn mobilisiert und knapp 12 eimer dreckwasser aus dem keller geschippt. ja, geschippt. mit der mini-schaufeln vom handfeger. jeder eine. rosa und weiß. grandios. es war so erfrischende arbeit. und das wasser kam aus einem ablauf, der dazu gebaut wurde, dass er überschwemmungen im keller nicht zulässt. dass er aber andersrum funktionieren könnte, hatte sein erbauer nicht eingeplant, die dumme nuss.
nun ist es dort unten recht schwül und riecht feucht. fast wie zelten oder unreine mädchen während der menstruation.

mein bart schreit, er möchte in form gebracht werden. außerdem möchte ich meinen intimbereich mit dem wundervollen magnolia-duschgel verwöhnen. danach fühle ich mich wieder jung und tanze zu türkischen schlagern durch das haus.






the kransky sisters


möchte 'the kransky sisters' im november gerne live in valkenswaar sehen. einziges konzert in der nähe.






irgendwie von weidenkätzchen...

und dann schaust du herum und bemerkst, dass sich nichts verändert hat. es steht einfach eine andere zahl vorn und dahinter erhebt sich eine null. du bist nun dreißig, das leben ist noch lange nicht vorbei. oft hast du gedacht, dass es mit dreißig enden wird - aber das tat es nicht. das findest du weder bemerkenswert, noch langweilt es dich. du nimmst es hin, hast eh keine andere wahl. du kannst das neue alter viel besser im dunkeln tippen. auf dem numpad liegen die null und die drei näher beieinander als die 2 und die neun. es geht einfacher von der hand und knackt nicht. ein gebrechen weniger. seit dich das neue jahrzehnt heimsuchte, hast du das gefühl, dass dein stuhl fester geworden ist. ein pluspunkt.

ich war in köln. habe dort in meinen geburtstag gefeiert. mit mark. ich wollte nach london oder an das ende der welt. so waren jedenfalls damals meine gedanken. daheim wollte ich nicht sein, wenn ich dreißig werde. hatte keine angst vor menschen, die mir kronkorken vor die füße werfen und mich zwingen, dass ich fegen soll. ich wollte einfach nicht daheim sein. so wie silvester. da möchte ich in paris sein. oder london. oder bielefeld. irgendwo. möchte etwas neues sehen und erleben. fern von zuhause. ein wunsch, den es zu erfüllen gilt.

oft möchte ich woanders sein. jetzt auch. möchte auf einer grünen wiese liegen und laut aus meinem tagebuch vorlesen. sabine würde lauschen und sich noch etwas nektar eingießen. ihre blonden haare würden über ihre schultern fallen und ihr liebliches gesicht würde der natur lauschen. würde. würde. würde. die würde. hach, würdevoll. ich möchte würdevoll mit sabine, wer auch immer sie ist, auf dieser wiese sitzen und kultur erleben. wir sähen der sonne bei ihrem spiel zu. die freude stünde uns im gesicht geschrieben. sabine buk einen furiosen kuchen mit ganzen mandeln. vierstöckig. eine hochzeitstorte sollte es werden. seit geraumer zeit tut sie das täglich, denn irgendwann könnte ihr traummann vor der tür stehen und um ihre hand anhalten. dann wäre es toll, hätte man eine hochzeitstorte zur hand. sabine kündigte eins ihre zahlreichen jobs, um täglich backen zu können. eine lebensaufgabe. doch niemand wird sie jemals heiraten.

ich möchte mir graue schläfen färben. und kleine effekte in den bart einbinden. kann es kaum erwarten, dass sich die haare von allein entfärben. schön muss es sein, wenn das haar von allein damit beginnt, nicht mehr färben zu wollen. wenn sich die pigmente verabschieden. wir, die pigmente, haben nach all den jahren keine motivation mehr. wir geben auf. wir resignieren. mach, was du willst, aber wir sind weg. würden sie sagen, könnte man sie hören, doch sie sprechen ihre eigene sprache. die sprache der pigmente. so wird mein buch heißen.

mir ist heiß. mir ist seit tagen ständig heiß. kaum öffne ich das fenster, friere ich. dann schließe ich es und bin dermaßen angestrengt, dass ich es wieder öffne, da ich abermals schwitze. ein teufelskreis. und gott lacht in seinen weißen bart und kugelt sich. was kugelst du dich? hast du dich nicht schon genug gekugelt? geh endlich deiner arbeit nach.

der alltag ist schnell zurückgekehrt. tapetenwechsel tat mir gut. doch nun bin ich wieder im alten trott. und so richtig gut geht es mir nicht. ich brauche eine person um mich herum. sabine, wo ist der kuchen? backe um dein leben. lass uns heiraten, du fiktives luder.
eine person. wie schön das wäre. eine person für mich ganz allein. ihre haare würde ich mehrmals am tag striegeln und mit weidenkätzchen schmücken. wie schön du wärst. deine sanfte haut würde ich mit den feinsten ölen dieser welt salben, du wärst könig meiner kranken welt. eine robe aus schweinefett. eine scherpe aus eigenfleisch. eine krone aus zorn.

für heute bewege ich mich nicht mehr. ich bleibe hier sitzen und schieße später noch auf menschen. danach führt mich der weg direkt ins bett. vorher noch amerikanische cremes auftragen und die amerikanische zahnpasta auf die zähne auftragen. seitdem sind meine zähne viel heller. wahrscheinlich durch die einbildung oder die altersdemenz.






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