irgendwie von der physik des alltags...

'es tut mir leid, meine liebe, aber die erdanziehungskraft und die physik macht auch bei dir keine ausnahme! da hast du ja noch einmal glück gehabt!' - hätte ich zu der frau im plus sagen können, doch ließ ich es bleiben. ich möchte mich nicht mehr künstlich über dinge aufregend, die mich nicht interessieren. es gibt mir derzeit nichts, fremde menschen mit logik zu bestrafen. dennoch war diese frau im plus ziemlich dumm. da die ablagefläche an den neuen kassen zu klein ist, muss man seine einkäufe sofort in eine tüte legen oder sie aufeinander türmen. es entsteht ein kleiner berg, da die kassiererin, die übrigens männer hasst, einen preis für ihr schnelles kassieren bekommt. einst waren die ablagen so groß, dass man stunden verweilen wollte, doch nun sind es knappe 20 cm, die einen vom unglück trennen. die frau, die vor mir an der kasse stand, stellte ihre einkäufe auf ein blech, das sie auf die kleine fläche legte. es ragte aber um zehn prozent mehr über die fläche, als es auf der fläche lag. nach dem physikalischen prinzip, müsste sie die gewichtung der artikel genau berechnen und mit einem gekonnten auge hätte abschätzen können, dass der bienenhoning mehr wog als das körnerbrot. hätte sie diese faktoren berechnet, wäre das blech nicht gekippt. in letzter minute konnte sie es doch auffangen und ich ärgerte mich, dass sie sich selbst rettete. und dann ging ich zur back-factory, um dort einen viktoria zu essen. ich liebe dieses triefende spritzgebäck, das eigentlich nur aus luft und fett besteht. beißt man richtig hinein, trinkt man sofort einen liter fett. es ist famos. und in der factory nimmt man sich ein tablett und legt sein backwerk darauf, damit die ausgebildeten hauptschülerinnen an der kasse kassieren können. eine kundin durchschaute diesen trick und legte sofort ihre backwaren in einer tüte ab. das hielt den ganzen verkehr auf und ich ärgerte mich erneut. 'auch du musst ein tablett benutzen, du kleine schickse!' - hätte ich sagen können, tat ich aber nicht. soll sie doch aus freien stücken für das leben lernen. ich kann dumme bürger nicht an die hand nehmen und ihnen vom leben erzählen. sie müssen ihre eigenen erfahrungen machen, selbst ihre beine im straßenverkehr verlieren, um aus ihren fehlern zu lernen.

schon immer hatte ich eine aversion gegen das telefonieren in der öffentlichkeit oder das klingeln des eigenen taschentelefons. es war mir unangenehm, wenn es in der überfüllten straßenbahn klingelte. ich wurde sofort rot und schlug epileptisch gegen meine brusttasche. doch dieser tage kann ich es kaum erwarten, dass es klingelt, da ich so einen famosen klingelton ausgewählt habe. dazu studierte ich vor dem badezimmerspiegel und grandiose choreagraphie ein. automatisch muss ich bei diesem lied mitsingen und da ich gerne im rampenlicht stehe, vereinbare ich mit meinen freunden bestimmte zeiten, in denen ich mit den öffentlichen verkehrsmitteln fahre, damit sie mich dann anrufen können.
hier mein klingelton:








famos. erst ist der kopf nach unten geneigt, sobald der gesang einsetzt, wirft man ihn in den nacken, dann richtet man ihn auf und wirft drohend die hände in die luft. schnell steigt man auf die freien sitze der straßenbahn und springt von einem platz zum anderen - natürlich alles im takt. dabei wechselt man die arme und zeigt hier und dort auf irgendwelche menschen. einige leute sind so mutig, dass sie in die choreographie einsteigen wollen. diese menschen mahnt man mit einem bösen blick ab und bittet sie, doch an der nächsten haltestelle auszusteigen.
gut, das ist alles nur ein tagtraum, aber wundervoll wäre das. den klingelton habe ich wirklich, die choreographie ebenfalls, aber ich würde sie niemals im öffentlichen verkehr ausprobieren, obwohl es mich wie zahnfäule reizt.
schon immer hatte ich diesen gedanken, wie schön es doch wäre, wenn jeder mensch seine eigene erkennungs-musik mit sich im alltag führen würde - wie im film. betritt man einen raum, drückt man auf seine persönliche in der jacke eingenähte play-taste und das personifizierte thema ertönt. je nach laune hat man verschiedene themen zur auswahl. bis dahin ist das sicher zukunftsmusik. erwähnte ich, dass ich wortspiele liebe?

zeit zum abschied nun. ich muss nun eine schachtel rauchen, eistee trinken und dann durch meine kleine straße tanzen. mein altpapier wurde übrigens fehlerfrei abgeholt. ich liebe diese männer in ihren neongelben uniformen. sie sind immer so zuverlässig. man sollte ihnen einen preis überreichen, wenn man eine freie hand dafür hätte.






irgendwie vom döner- und altpapiertag...

altpapiertag - wie schön! dieser tag ist alle zwei wochen das highlight in meiner kleinen stadt, die sich unentwegt ihre kleinen äuglein bürstet. an diesem tag sind alle menschen meiner straße freunde, denn sie haben endlich etwas gemeinsam: altpapier. man trifft sich schon die nacht zuvor auf eine tasse tee oder einen stechapfelkuchen nach mutters heimlichem rezept. dann philosophiert man darüber, was wohl mit dem ganzen altpapier geschieht, nachdem es abtransportiert wurde. und dann denkt man darüber nach, warum man überhaupt noch geld für zeitungen ausgibt, wenn man sie eh irgendwann ungeliebt an die straße stellt, damit man aus ihnen wieder zeitungen und verpackungen herstellt, die man ebenfalls wieder an die straße stellt, damit wieder neue zeitungen und verpackungen aus ihnen gemacht werden, die... - lassen wir das, es führt zu nichts. ein teufelskreis, wie dieses ding, das ohne antrieb angetrieben wird, niemals stoppt und immer in bewegung ist. perpetuum mobile. klingt wie eine skandinavische neofolk-band aus spanien, die mit ihrer musik armschlitzer zu prinzen krönt. eine famose sache. dieses mobile. aus der eigenen energie kraft schöpfen, um aus der eigenen kraft energie zu schöpfen. und darüber reden dann die leute in meiner straße. nicht viele. einige von ihnen können nicht einmal 'altpapier' freihändig buchstabieren und verstecken sich lieber in fensterläden.
und diese woche bin ich teil des abtransports. just dekorierte ich die straße mit dem gesamten altpapier der letzten jahre und einigen flugblättern von 1943. ein famoses jahr, denn am ersten januar 1943 begann die 1. panzerarmee an der ostfront mit dem rückzug aus dem kaukasus, da dort die brötchen ausgingen.

heute war übrigens auch wieder dönertag im dönerladen meiner wahl. ein döner plus getränk für €3,50. ich nahm ihn mit hähnchenfleisch, da ich lämmer zu niedlich finde. einst aß ich lamm und musste dabei unentwegt an die kleinen schwarzen knopfaugen denken, die den bolzenschussmeister ansehen, bevor ein metallstück die augen vom stammhirn trennt. diese armen dinger. die lämmer, nicht die metallstücke. und dann war ich ein halbes jahr vegetarier. ein richtiger, der auch keinen fisch aß. weder fisch noch fleisch. und für diese phrase zwang ich mich gerade dazu, morgen mein gesamtes geld für schuhe auszugeben - das leben ist so gemein zu mir.
jedenfalls aß ich dieses halbe jahr fast nur donuts oder pickte fleisch aus den speisen, die mir serviert wurden, was bei schweinskopfsülze mehrere jahre dauerte. und irgendwann trieben mich wilde alpträume zurück zum fleischgenuss. ich träumte von tieren, die mir ihre heißen schenkel entgegen streckten und mich baten, doch hinein zu beißen.

ja, man macht schon sehr viel mit in einem leben. und nun lachen die alten. sie sagen dann, dass ich gerade erst ein viertel meines lebens geschafft habe und nicht so weinerlich sein soll. es kommt noch viel mehr. und vielleicht auch ein krieg. oder zwei. vier oder sechs. und wenn man keinen krieg miterlebte, darf man sich nicht über lammfleisch aufregen. jedenfalls sagen sie das. wahrscheinlich nur, damit sie ihre ruhe haben können. alte leute brauchen viel ruhe. dann stirbt es sich schöner.

oh, zurück zum döner. ich habe keine ahnung, aus welchen land die dönermacher in meiner straße kommen. es sind keine türken, denn dafür sind sie einfach zu schön. ihre haut ist leicht dunkel. gut, im gegensatz zu mir sehen alle menschen aus wie afrikaner. jedenfalls waren sie heute zu zweit und sogar die frage nach dem krautsalat als beilage hauchte mir puren sex durch den körper. ich stellte mir vor, wie sie mich über die theke zerrten und mir zeigten, was sie in ihrem land mit dieben machen. ich wurde ganz wuschig und ungehalten. daheim musste ich drei stunden zwanghaft masturbieren, danach aß ich meinen kalten döner.

und eben schaute ich die letzte folge der vierten staffel meiner sechsten lieblingsserie und war geschockt. so darf es nicht enden bzw. weitergehen. es ist so, als würde man sie neu erfinden. man wirft einige figuren raus und beginnt von vorn. wie im leben. wow, diese serien kommen so gut an, weil sie wie das leben sind! nun habe ich den sinn hinter diesen kleinen spielfilmen entdeckt. ich bin so gut. welches lebensrätsel löse ich als nächstes? vielleicht das der pyramiden oder der imker? keine ahnung, klingt beides nicht unbedingt spannend.

ich bin ein besserer mensch geworden. langweilig und spießig. und alkohol vertrage ich auch keinen mehr. und vorhin wollte ich mir bei der tankstelle ein getränk kaufen, kehrte dann aber wieder um und ging nach hause. das war gut, denn wieso sollte ich für eine cola zwei euro bezahlen, wenn ich sie im laden günstiger bekommen kann? wieso sollte ich tankstellen unterstützen? um erdöl und benzin werden kriege geführt und mit meinen zwei euro unterstütze ich den bau von massenvernichtungswaffen. nein, so etwas kann ich mit meinem gewissen nicht vereinbaren. also sitze ich nun hier, trinke leitungswasser und ziehe eine unbefriedigte fresse. party! ein getränk ohne geschmack. juchu! wir haben dazugelernt und werden nie wieder spaß haben. aber dafür können wir sagen, dass wir weiser sind, während die anderen mit ihrem familien am kamin sitzen und cola trinken.

und da ist nun wieder dieses kleine lamm, das mir seine jungfräulichen schenkel ins gesicht drückt. 'iss mich...', will es sagen, kann es aber nicht, weil es nicht weise genug ist. es frisst gras und künstliches futter, damit es dickeres fleisch für den dönertag liefert. aber es ist glücklich auf seine art. es braucht sich nicht um den nächsten tag zu sorgen, denn dann ist es schon döner.

ein lamm müsste man sein. ein lamm mit schwarzen knopfaugen.

ein quatsch. und so kann ich den eintrag nicht enden lassen, da morgen früh wieder meine tür aufgebrochen wird, da alle leser denken, ich hätte mich entleibt. nein, das kann ich nicht mit mir vereinbaren.

ich habe nur noch vier zigaretten.






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