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irgendwie von dem mädchen, das die seiten umblättert...

gerade lausche ich der musik von jérôme lemonnier aus dem französichen film 'la tourneuse de pages'. im deutschen bekam der film den platten titel 'das mädchen, das die seiten umblättert'. stumpfer konnte er nicht gewählt werden und doch sagt er alles aus. darum geht es in diesem film. um das mädchen, das die seiten umblättert. der inhalt ist leicht erzählt: Mélanie Prouvost kommt aus einfachen Verhältnissen und ist eine begabte Pianistin. Ihre Eltern und sie selbst wünschen sich eine Karriere im Konzertsaal. Doch ihr Lebenstraum findet ein jähes Ende. Beim Vorspiel bei der Aufnahmeprüfung am Musik-Konservatorium bringt sie die Jury-Vorsitzende Ariane Fouchecourt mit ihrem Gehabe absichtlich aus dem Konzept. Sie wird abgelehnt. Zehn Jahre später bietet sich Mélanie die Chance zur Rache.

es ist so phantastisch, wie mélanie ihre rache plant. all diese jahre staute sich so ein hass in ihr auf, dass ich verwundert bin, dass sie sich nicht selbst aus dem leben beförderte. und sie wird nach diesen zehn jahren das hausmädchen von ariane. im laufe der geschichte tritt sie bei arianes konzerten als seitenumblätterin, oder wie man das nennt, auf. sie macht es perfekt. irgendwann erscheint sie einfach nicht zum konzert. einem entscheidenden konzert für ariane. aber das ist noch nicht mélanies vollkommene rache. sie bringt ariane dazu, sich in sie zu verlieben. aus dieser situation heraus gewinnt mélanie ihre rache. es ist so wundervoll. obwohl ariane 'die böse' ist, bekommt man mitleid mit ihr, öffnet sie sich doch durch mélanies liebe, wirft sie ihre kalten züge ab und wird menschlich für den zuschauer. ein ganz anderer mensch. - was dann geschieht, wird nicht vorweg genommen. es ist einfach zu wundervoll. und die musik ist so wundervoll. ich muss sie heute den ganzen abend lang hören. muss in ihr aufgehen und die bilder des film revue passieren lassen.




nachdem ich heute sehr lange schlief, arbeitete ich meine eigene rache-liste ab. setzte hier und dort ein paar kreuze. danach ging ich ausgiebig nahrung für das wochenende einkaufen und schrieb einen eintrag für die arbeit. danach wünschte ich der frau mutter viel spaß bei der 'nacht der kirchen', die heute in bremen stattfindet. von 18h bis 0h ist es möglich, sich bremens kirchen anzusehen. verschiedene programme werden den besuchern geboten. auf meine sms hin antwortete mir die mutter, dass sie für mich beten würde. ich war geschockt. ich weiß immer nicht, wie ich das einordnen soll. ob es nun ernst gemeint oder scherzhaft ist. weiß sie doch, dass es in meinem leben keinen gott gibt.

und ich wollte heute einen kaffee trinken. in der backfactory, die hier in der straße alle bäckerläden erzürnt. ebenfalls sind die apotheker beunruhigt, da hier bald eine selbstbedienungs-apotheke eröffnet, die viel günstiger ist. jedenfalls hatte die backfactory geschlossen und ich musste kalten kaffee bei plus kaufen. und diese überflüssigen wege regten mich schon wieder auf. quer durch das ghetto. vorbei an all den freaks. haben sie mütter, die sie lieben? oder erschossen sie sich direkt im kreißsaal?

die königin ist aus ägypten zurück. es ging noch einmal gut. ich würde niemals nach ägypten fliegen. hier ist es mir schon zu gefährlich. und ein ort wie ägypten reizt mich nicht besonders. island würde mich mehr reizen. ob man in island auch leid gucken kann? das würde mir erhohlung verschaffen.

ich muss mich nun dramatisch aufs bett legen, meine räucherstäbchen und die duftkerze anschalten, damit ich meine doshas ordnen kann. zwischendurch laufe ich mit den stäbchen auch durch den keller, damit alle bewohner etwas davon haben. denn in diesem haus müssen nicht nur doshas ins gleichgewicht gebracht werden.

übrigens hat sich meine stamm-videothek heimlich aus dem staub gemacht. sie ist einfach nicht mehr da. macht man das in der heutigen zeit so, wenn man pleite geht? schreibt man nicht an seine langjährigen kunden einen abschiedsbrief? in den alten räumen wohnt jetzt die andere videothek, die ich zwischendurch zu meiner neuen stamm-videothek ernannte. aber ich leihe schon seit monaten keine dvds mehr aus. es reizt mich nicht. es gibt derzeit keine filme mehr, die ich sehen muss. habe sie alle gesehen und 2008 war wirklich das jahr der schlechten filme. 2008 ist bis eh eines der schlechtesten jahre. 2008 streiche ich aus meinem leben. 2009 wird nicht besser werden, aber man kann daran arbeiten, obwohl nicht alle geschehnisse beeinflussbar sind. aber vielleicht wird es ja ein jahr der rache.

ich bin keine mélanie. zehn jahre kann ich nicht warten.






irgendwie von genitalbeulen und dem drang nach gold...

gestern besuchte ich die waterfront, eine neue mall im herzen meines überfremdeten multikulturellen stadtteils. ja, sie nennt sich wirklich mall - ich kann da nichts für. mall ist englisch und bedeutet 'einkaufszentrum'. die waterfront ist ein palast, in dem es nur teure läden gibt. 'gary weber' gibt sich mit 'esprit' die hand... - ich habe die ganzen namen der anderen läden vergessen. jedenfalls wurde die waterfront in bremens totgeburt, dem ehemaligen spacepark, erbaut. es ist riesig, sauber, steril und voller geiler türken mit riesigen genitalbeulen und waschbrettbäuchen und freaks. der boden spiegelt sich, man befürchtet, in der architektonik zu ertrinken. ich fühlte mich wie in einer moschee. es war grauenvoll. ein edel-tempel. hier in gröpelingen, dem sozialschwächstem stadtteil bremens. das bilder der besucher passte einfach nicht mit dem inhalt der mall zusammen. es war furchtbar. und ich muss soetwas ja allgemein negativ sehen und verachten. wenigstens können sie sich jetzt am parterre-springbrunnen waschen.

doch, man kann mich sehr leicht beeindrucken. aber nicht mit einer konsum-hölle, die dinge für menschen anbieten, die es nicht gibt. ein stück gold im ghetto. feinkostläden, feinkost-imbisse und feinkost-mode. grauenvoll.

mein weg führte mich nach hause. eine promoterin schenkte mir eine gelbe rose. wir haben 'die woche des hörens'. ich plante, sie zu den anderen blumen in mutters augenhöhlen zu topfen. mein blick wanderte durch die ungeliebte stadt, nahm die menschen in sich auf und spuckte sie wieder aus. asoziale. ohne ende. was mache ich hier? ich möchte sie alle tot sehen. und dort hinten stand er wieder: der ekelhafte, dicke mann, der die mongo-alte fickt. mir ist es egal, welcher freak welchen freak fickt. das interessiert mich nicht. aber mir wird immer anders, wenn ich dieses pärchen sehe und mir vorstelle, wie er über sich steigt, sie beschält. draußen beschimpft und ärgert er sie immer. sie wird wie eine sklavin behandelt und wenn ich es das nächste mal mitbekomme, muss ich mich leider einmischen. es widert mich an, wie er sie behandelt. ich sympathisiere nicht. auch im land der freaks muss es gerechtigkeit geben und ich, als einiziger normaler dazwischen, möchte diese propagandieren. das kleine mongo-mädchen mit dem viel zu großen arsch tut mir halt leid. ich treffe es oft beim lidl, wenn es dort alkohol kaufen muss, ich sehe es, wenn es tütenweise müll an die straße stellt. wahrscheinlich weiß sie nicht, dass man so nicht gehalten werden darf. versteht sie aber nicht. alles wackelpudding. die ganze welt. konfetti zum frühstück - yeah, party! das leben eine einzige party. wie schön das sein muss. spiegel egal. alles egal. einfach nur atmen. was ist das? gelegentlich von einem idioten penetriert werden - hatten wir auch schon selbst in ehemaligen beziehungen. wissen selbst, wie sich das anfühlt. an bäche und wiesen dabei denken. an blumenbouquets und frisches obst in hangeflochtenen körben denken. morgentau auf den wiesen... und dann ist auch schon alles vorbei. man raucht gemeinsam eine zigarette und hat es für diesen einen tag geschafft. wieder ein tag weniger. mehr rauchen, verkürzt die üble zeit. verkürzt das üble leben, das einen täglich mit seiner knochigen hand fistet.

das leben ist zwischendurch ekelhaft. ich wache morgens auf und denke 'warum? wofür? für was?' - fahre dann mit dem gesindel-express durch das ghetto, schaue mir rastafari-schlampen an, die den ganzen tag im gesicht aussehen, als hätten sie sich vor fünf minuten erst eingecremt. ich kann sie nicht ab: irgendwelche batiktücher in den haaren oder eine überdimensionale mütze, die die fettigen haare vor dem boden fernhält. dazu weite hosen uns hanf, sandalen bei jedem wetter und freiheit im blut. 'ich möchte gerne auf jamaika wohnen, dort wird man nicht so schief angeschaut, wenn man nichts nutzt!' - ein schöner gedanke. ja, fahr in die freiheit und liege uns hier nicht so auf der tasche, du dumme nuss. ungeschminkt ist sie auch noch. sie widert mich an und ihre ganzen rastafari-crack-freunde ebenfalls.

nein, ich habe keine schlechte laune. ich muss nur das verarbeiten, wofür meine träume nicht imstande sind. sie setzen sich mit anderen dingen auseinander und basteln mir traumwelten, die ich nicht mag. fast wie in schlechten freundschaften regiert dort der ekel und die missgunst. ungeziefer und dreckt schmücken das leben.

oder wache ich?






irgendwie von der stadt aus gold...

als ich gestern aus dem güldenen berlin nach hause zurück kehrte, schauten aus meinem briefkasten die noten aus paris heraus. ich wunderte mich, dass sie das wochenende überlebten, gerade in meinem kriminellen stadtteil. schnell öffnete ich den umschlag, kuschelte mich an das französische büttenpapier und setzte mich ans klavier. wundervoll. langsam wächst das stück unter meinen fingern. schwierigkeitsstufe 8 von 9 - für einen nicht professionellen klavierspieler etwas anstrengend, aber sicher machbar. nur nicht so schnell, wie gewünscht: thème harmonisé et accompagnement mixte main droite. orchestration plus riche. - die anstrengung wird sich lohnen. ich liebe dieses lied so. ich bekomme nicht genug und benötige es aus einem bestimmten grund, der hier aber noch nicht breitgetreten wird. eigentlich sollten diese notenblätter meine freude ins unermessliche steigern und meine gute laune, die ich aus berlin mitbrachte, noch anheben, sie gülden erscheinen lassen. das funktionierte auch eine gewisse zeit - bis es plötzlich an meiner tür klopfte. ich öffnete: dort standen die beiden alten frauen des hauses, die sonst zuckersüß waren, doch gestern wirkten sie wie die haus-gestapo. es ging um meinen keller. die betonung darauf liegt auf "meinen" und bestimmt auch auf "keller", denn in blinder rage betont man gerne ein paar wörter mit. es ist eigentlich nicht mein keller. ich darf ihn mit einer frau gemeinsam nutzen, die es aber nicht tut. es stehen kartons in ihm, die mit fernsehzeitschriften von 1943 gefüllt sind. ich habe es mir erlaubt, meine säcke mit aussortiertem inhalt dort unterzustellen, bis ich die gelegenheit beim schopfe packe und sie zur mülldeponie fahre. die frauen regten sich in einem total penetranten ton auf. sie fuhren mich an, weshalb ich denn so viele säcke in meinem keller stehen hätte und ob man die nicht vor die tür stellen könnte. zu beginn deutete ich an, dass ich nicht behindert sei und dass man mit mir auch vernünftig sprechen kann - doch das sahen die sterbenden huren nicht ein. sie keiften weiter. ich blieb ruhig. sagte irgendwann, dass ich nun meine tür schließe, was ich dann auch tat. ich wollte sie tot sehen, langsam an ihrem blut erstickend, während ich ihre körper mit einem geliehenen grapefruit-löffel aushöhlte. allein bei diesem gedanken errigierte ich zutiefst.

meine laune war dahin. schnell zog ich mir meine schuhe an und verließ das haus. ich musste spazieren gehen und mir meine stadt anschauen. meine kleine stadt, die mit jedem tag ungeliebter wird. sie verzehrt mich, sie versucht es jedenfalls. sie will mich in die knie zwingen, mich zu ihrem untertan machen. sie will mich zwingen, auf ewig zu bleiben - doch das werde ich nicht. ich gehe dorthin, wo es gülden ist. die stadt aus gold, wo die luft der nacht nach freiheit schmeckt. dort wird es mich hinziehen. dort werde ich beginnen. erneut.

seit ich zurück bin, vermisse ich die stadt aus gold noch stärker. ich vergehe fast vor verlangen, die nacht in ihren armen zu spüren, ihre kalten mauern zu erwärmen. nimm mich mit, bitte. lass mich nicht hier. je veux être l'endroit où vous êtes, cité d'or...

die letzte nacht war ein nachtmahr in sechs akten. fürchterlich. seit langem hatte so eine nacht nicht. und wenn ich weiter zurückdenke, glaube ich, dass ich so eine nacht noch nie erlebte. nach jeder episode wurde ich wach, doch in diesem leichten dämmerzustand sah ich schon die nächste episode näher rücken. grauenvoll. allein der gedanke an alle sechs teile zaubert mir eine gänsehaut. ich wollte mich wach halten - doch als ich dieses vorhaben in die tat umsetzen wollte, betrat ich eine neue welt, eine weitere episode. das kurze aufwachen war eher als entr'acte zu verstehen. die bühne wurde umgebaut, die szenerie für eine weitere nachtmahr errichtet.

auch der heutige tag war nicht so schön, aber ich möchte darauf nicht näher eingehen. habe nach der arbeit ein glas wein geschenkt bekommen - mein highlight des tages. aber ich war nicht fähig, den tropfen zu genießen. zu aufgewühlt war ich, die emotionen nicht unter kontrolle. blut.

bald geht der vorhang wieder auf. vielleicht schlafe ich diese nacht ruhiger. wir werden es sehen. langhaarige katzen mit krächzender männerstimme bleiben mir hoffentlich erspart. auch diese nacht möchte ich nicht durch dunkle räume schreiten und defekte lichtschalter ausprobieren - diese nacht bitte nicht.






irgendwie vom non-food und anderen grässlichkeiten...

mein abendbrot sollte eine backkartoffel aus dem supermarkt sein. harvest basket - ein ekelhafter firmenname. sicher mit dem sitz im osten deutschlands. würde dort gerne anrufen und lauschen, wie sie den namen aussprechen. allein der gedanke langweilt mich. eine mikrowellen-backkartoffel mit sour-cream. dazu ein paar klänge aus der kindheit: harry manfredini mit dem score von "house" und "house 2: the second story". wie ich diese filme und die dazugehörige musik damals liebte. ein mensch im internet besorgte mir die rare filmmusik, die es nur schallplatte zu erstehen gibt. nun lausche ich ihr und fühle mich wieder jung. harry manfredini ist der schlechteste filmkomponist, den ich kenne. doch dieser score ist famos. leichte elektronische einflüsse der 80er jahre, eigenartige geräuschkulissen und böse streicher, die er sicher aus bernard herrmanns grabkammer entwendete. wir alle stehlen, das ist nicht neu. und es ist gerade so gemütlich. das küchenfenster wurde heute nach vier jahren das erste mal geputzt. es wirkt so, als würde es keine scheibe beherbergen. vor kurzem stand noch die mikrowelle davor und verdeckte die sicht auf das leben dort draußen. doch nun nicht mehr. ich gewehre mir den blick an die außenwelt und ihr somit auch. wir beide schauen uns an und erfreuen uns. es ist alles aufgeräumt und so angenehm. säckeweise trug ich mit "kiki aus berlin" überflüssige erinnerungen aus der wohnung. brennen sollen sie. weg damit. niemand braucht sie. ich behielt sie zu lange, doch war ich mir bewusst, dass ich mich von ihnen trennen musste. bevor man in seinem leben aufräumt, sollte man mit seinem domizil beginnen. danach lebt es sich freudiger. und das stimmt. ich habe sogar das licht angeschaltet, blicke auf einen neuen schrank und ein paar bretter an der wand, auf denen irgendwelche dinge stehen. vorhin kaufte ich mir eine schöne led-schreibtischlampe in chrom-optik. ein schönes ding. ich musste sie mir leisten, obwohl ich nie etwas vom non-food-stand kaufe. denn dort stehen die ganzen fratzen meiner kleinen stadt und wühlen mit ihren garstigen fingern in hässlichem.

das tun sie gerne. und ich schaute ihnen oft dabei zu: den dummen, den krüppeln, den emotionslosen. sie standen um die kleinen auslagen herum und dachten, sie wären auf einer mission. sie kauften dann irgendwas, von dem sie nicht einmal wussten, wie es geschrieben wurde. und heute stand ich dort und fand dieses lämpchen. 21 leds für ein gemütlicheres arbeiten am schreibtisch. ich kann es kaum erwarten, dass es dunkel wird. ich möchte die lampe anschließen und in ihrem schein mit den schemen tanzen.

doch dieser tanz ist mir derzeit nicht vergönnt. für ein schöneres leben zahlt man einen hohen preis. da ich mir nicht von einer tablette vorschreiben lassen möchte, wie es mir geht und wie der tag ausklingen wird, habe ich beschlossen, sie abrupt abzusetzen. man schlägt nun die hände über dem kopf zusammen und denkt, dass es besser wäre, sie auszuschleichen. sicher nicht. das dauert nur. zögert den weg zum ziel heraus. ich möchte schneller an mein ziel und nehme täglichen schwindel, übelkeit und leichte stimmungsschwankungen in kauf. so spürt man immerhin, dass man noch am leben ist. der schwindel ist ekelhaft. besonders gegen frühen abend. dann ist er am stärksten. ich lege mich dann oft hin und möchte für einen kurzen moment sterben. danach geht es mir besser. die augen dürfen nicht zu schnell bewegt werden, sonst tritt der raum aus sich heraus und lässt mich in einem emotionalen karussell fahren.
man hört, wie das hirn im kopf schwimmt, wenn man sich einige male gegen die stirn schlägt - das sagte er einst zu mir. und ich glaubte sogar den trick mit der mücke, die man durch muskelanspannung zum platzen bringen konnte.

am wochenende geht es nach berlin zur internationalen funkausstellung. einer spontanen einladung verdanke ich, dass ich berlin doch nun eher heimsuchen darf. das wochenende darauf werde ich wieder in berlin sein. werde mir menschen ansehen, die ich momentan nur von bildern kenne. ich bin gespannt, wie sie ohne die zauberhafte aura des photoshops aussehen. irgendwann kehre ich gar nicht mehr zurück.

vor mir lief heute diese frau mit ihren kleinen absätzen, deren geräusche in meinem kopf wie in ein echo getaucht waren. sie hatte kein talent, solches schuhwerk ordentlich zu repräsentieren. sie ging wie eine menschliche marionette, deren sehnen an ein holzkreuz genagelt und von einem betrunkenen puppenspieler gelenkt wurden. es war grauenvoll. eine sekunde später hallten die geräusche der straße durch mich hindurch. der schwindel machte sich wieder breit. eingepackt in dieser geräuschkulisse presste sich der schweiß durch mein gewebe. schwitz, du sau. ich schwitzte. ohne grund. das passiert oft. nachts träume ich will und wirr - oft von meiner deckenlampe. das wird bald aufhören. bestimmt.

gerade, nachdem ich mit der königin telefonierte, inspirierte ich mich, die led-schreibtischlampe aufzubauen und das licht zu testen. ja, es ist kein warmes licht, es ist ein weißes, kaltes licht wie in einer zahnarztpraxis. das macht mich an. masturbieren zu diesem licht, schnell eine bohrmaschine neben das bett gelegt und die szenerie ist komplett.

nun esse ich noch ein paar rispentomaten und schaue, was der abend mir noch zu bieten hat.






irgendwie von der schicksalsschwester der neuzeit...

es regnet seit tagen. zwischendurch schaut die sonne vorbei und winkt mit ihren güldenen strahlen. kaum möchte man diesen gruß erwidern, lacht sich die kleine sau ins fäustchen und schickt einem den nächsten regenguss. und man sollte so schlau sein, dass man in diesen tagen am besten einen regenschirm bei sich führen sollte. ja, sollte man. ich schreibe gerne schlaue dinge, danach schalte ich wohl mein gehirn ab oder lege meine gedanken in silbergrauen streifen ins denkarium. jedenfalls zog ich eben meinen gemütlichen nerz an, da das wetter heute so herbstlich war, und lief durch die gegend. ich wollte an der befreundeten tankstelle zigaretten kaufen und ein bier. nach einem aufregenden arbeitstag braucht man ein bier zum abschalten. bier und psychopharmaka sind eine grandiose mischung. nach dem ersten schluck tanzen die waldgeister mit einem polka, nach der dritten flasche wird man wacher, je tiefer man schläft.
auf meinem rückweg fing es natürlich grandios an zu gießen. so richtig stark. ein wolkenbruch. das wasser perlte wie in der werbung von den bierflaschen, die eigentlich dosen waren. das wasser perlte von meinem ganzen körper und plötzlich verschwand die welt um mich herum. ich tauchte in eine andere und sah drei frauen: klotho, lachesis und atropos - die moiren, die schicksalsschwestern (klingt wie eine gothic-band für samtlappen und armschlitzer).
in der heutigen zeit lernt man die griechische mythologie nicht mehr aus alten büchern, man zieht computer- und videospiele zu rate. von 'god of war 2' weiß ich, dass klotho den lebensfaden spinnt, lachesis bestimmt, welches schicksal den menschen zufällt und misst dafür die länge des fadens. atropos, die eher wie eine freundin von metaxa klingt, hat die spannende aufgabe, den abgemessenen faden abzuschneiden. das war sicher sehr langweilig für sie, wollte sie doch immer harfe spielen.
jedenfalls sah ich moiren. danach vernebelte sich mein blick und ich war wieder in unserer zeit. diese kleine reise stimmte mich nachdenklich: wenn die moiren von kratos umgebracht wurden, wer bestimmt dann in der heutigen zeit mein schicksal? wer ist dafür verantwortlich, dass die 'movable type'-seite ausgerechnet heute nicht funktioniert, wo ich damit arbeiten wollte? jedenfalls nicht die spinnerinnen, die moiren, die parzen. wahrscheinlich wurde das amt in der heutigen zeit neu verteilt.

marlene huber, 37, industriekauffrau, arbeitslos, fünf kinder und geschieden. lebt seit drei jahren von der stütze, obwohl sie es nicht verdient hat. sie lebt in einer kleinen wohnung am rande berlins und bastelt gerne broschen aus fimo. in ihrer freizeit (wie lustig, sie hat nur freizeit) schneidet sie die lebenfäden anderer menschen, somit bestimmt sie das schicksal derer, die ihren weg kreuzen. ja, marlene huber ist die neue moire, eine spinnerin. mittags, nach dem schönheitsschlaf, geht sie ins bad und befreit die nagelschere von vergilbten fußnägeln. sie schenkt sich ein bier ein und verschwindet in ihrer schicksalskammer: eine kleine höhle, die sie sich hinter dem block aus alten einkaufstüten bastelte. dort hat sie fäden gespannt und zerschneidet diese. dabei wippt sie auf und ab, fast wie in trance, und schneidet die fäden in stücke. dann schaltet sie das babyfon ab und geht in die stadt. in ihrer hosentasche lagert sie die fäden. gelegentlich zieht sie einen faden heraus. ist er sehr kurz, schubst sie schon einmal eine person vor die u-bahn. sie fühlt sich berufen und macht, jedenfalls aus eigener sicht, ihre aufgabe sehr gut.

zuhause angekommen, schalte ich mein stimmungslicht an. es leuchtet nur noch rot. ich ohrfeige mich. warum kaufe ich auch ein chinesisches plastikprodukt für zwei euro? es war doch klar, dass es nur zwei tage entspannend wirkt und dann nicht mehr funktioniert. jetzt sieht es aus wie eine warnleuchte auf der autobahn. hat nichts stimmungsvolles mehr, da ich die ganze zeit an fiese massenkarambolagen denken muss.
ich ziehe meine nasse jacke aus. dann wird mir heiß. ich ziehe mich fast ganz aus und trockne mein lichtes haar mit einem alten handtuch. ich schwitze. eben war mir noch kalt. und ich fluchte leise. mein schicksal sah es heute abend vor, dass ich durchnässt zuhause ankomme und nicht wie sonst in der straßenbahn sitze und über leute lache, die ihr nass hinterher laufen.

dann denke ich noch einmal an marlene und proste ihr in gedanken zu. was sie jetzt wohl gerade treibt?






irgendwie von ayran und seinen freunden...

eben war ich im türkischen supermarkt. er nennt sich 'avrasya süpermarket' - ein name, der einfach einläd. bin desöfteren dort vorbei gegangen und heute sollte mich mein weg hinein führen: wohlige türkische musik drang durch die funzelig beleuchteten gänge des verkaufsraums, viele unbekannte waren standen herum, teilweise mit übersetzungen für deutsche ausländer. so kaufte ich zwei becher ayran. ich liebe ayran. habe ihn einmal mit hüseyin getrunken und wurde süchtig. joghurt mit salz und wasser. klingt abartig, ist es aber nicht. sehr lecker im sommer und sicher auch gesund. vor dem genuss unbedingt schütteln, damit keine ekelhaften klumpen drin sind. vor dem schütteln die deckelfolie auf löcher überprüfen, sonst hat man spermaähnlichen ayran auf der unterwäsche, denn man trinkt ihn im hause twiggs gerne halbnackt.

in ein paar stunden wiederholt sich das rabenschwarze volleyball-turnier, das wir zuletzt vor drei jahren zelebrierten. wir sind sportwütig, bewegen uns gerne und trinken dabei unmengen von alkohol. jaja, ich weiß, ich soll nicht so viel trinken, das ist nicht gut für die seele. aber in diesem land herrscht der gruppenzwang: wer nicht mitmacht, ist out. und wer will das schon gerne sein? ich muss noch beim plus ein paar getränke kaufen, damit wir nachträglich auf meinen 30. anstoßen können.

gestern gab es in bremen ein unmenschliches gewitter. der regen prasselte ohne ende. romantisch war es. der himmel verdunkelte sich wie nur irgendwas. später, als das unwetter vorüber war, wollte ich kurz das haus verlassen und wurde derbe erfrischt: der keller stand unter wasser - meine wohnung zum glück nicht. das hätte mir noch gefehlt. schnell einen nachbarn mobilisiert und knapp 12 eimer dreckwasser aus dem keller geschippt. ja, geschippt. mit der mini-schaufeln vom handfeger. jeder eine. rosa und weiß. grandios. es war so erfrischende arbeit. und das wasser kam aus einem ablauf, der dazu gebaut wurde, dass er überschwemmungen im keller nicht zulässt. dass er aber andersrum funktionieren könnte, hatte sein erbauer nicht eingeplant, die dumme nuss.
nun ist es dort unten recht schwül und riecht feucht. fast wie zelten oder unreine mädchen während der menstruation.

mein bart schreit, er möchte in form gebracht werden. außerdem möchte ich meinen intimbereich mit dem wundervollen magnolia-duschgel verwöhnen. danach fühle ich mich wieder jung und tanze zu türkischen schlagern durch das haus.






irgendwie von weidenkätzchen...

und dann schaust du herum und bemerkst, dass sich nichts verändert hat. es steht einfach eine andere zahl vorn und dahinter erhebt sich eine null. du bist nun dreißig, das leben ist noch lange nicht vorbei. oft hast du gedacht, dass es mit dreißig enden wird - aber das tat es nicht. das findest du weder bemerkenswert, noch langweilt es dich. du nimmst es hin, hast eh keine andere wahl. du kannst das neue alter viel besser im dunkeln tippen. auf dem numpad liegen die null und die drei näher beieinander als die 2 und die neun. es geht einfacher von der hand und knackt nicht. ein gebrechen weniger. seit dich das neue jahrzehnt heimsuchte, hast du das gefühl, dass dein stuhl fester geworden ist. ein pluspunkt.

ich war in köln. habe dort in meinen geburtstag gefeiert. mit mark. ich wollte nach london oder an das ende der welt. so waren jedenfalls damals meine gedanken. daheim wollte ich nicht sein, wenn ich dreißig werde. hatte keine angst vor menschen, die mir kronkorken vor die füße werfen und mich zwingen, dass ich fegen soll. ich wollte einfach nicht daheim sein. so wie silvester. da möchte ich in paris sein. oder london. oder bielefeld. irgendwo. möchte etwas neues sehen und erleben. fern von zuhause. ein wunsch, den es zu erfüllen gilt.

oft möchte ich woanders sein. jetzt auch. möchte auf einer grünen wiese liegen und laut aus meinem tagebuch vorlesen. sabine würde lauschen und sich noch etwas nektar eingießen. ihre blonden haare würden über ihre schultern fallen und ihr liebliches gesicht würde der natur lauschen. würde. würde. würde. die würde. hach, würdevoll. ich möchte würdevoll mit sabine, wer auch immer sie ist, auf dieser wiese sitzen und kultur erleben. wir sähen der sonne bei ihrem spiel zu. die freude stünde uns im gesicht geschrieben. sabine buk einen furiosen kuchen mit ganzen mandeln. vierstöckig. eine hochzeitstorte sollte es werden. seit geraumer zeit tut sie das täglich, denn irgendwann könnte ihr traummann vor der tür stehen und um ihre hand anhalten. dann wäre es toll, hätte man eine hochzeitstorte zur hand. sabine kündigte eins ihre zahlreichen jobs, um täglich backen zu können. eine lebensaufgabe. doch niemand wird sie jemals heiraten.

ich möchte mir graue schläfen färben. und kleine effekte in den bart einbinden. kann es kaum erwarten, dass sich die haare von allein entfärben. schön muss es sein, wenn das haar von allein damit beginnt, nicht mehr färben zu wollen. wenn sich die pigmente verabschieden. wir, die pigmente, haben nach all den jahren keine motivation mehr. wir geben auf. wir resignieren. mach, was du willst, aber wir sind weg. würden sie sagen, könnte man sie hören, doch sie sprechen ihre eigene sprache. die sprache der pigmente. so wird mein buch heißen.

mir ist heiß. mir ist seit tagen ständig heiß. kaum öffne ich das fenster, friere ich. dann schließe ich es und bin dermaßen angestrengt, dass ich es wieder öffne, da ich abermals schwitze. ein teufelskreis. und gott lacht in seinen weißen bart und kugelt sich. was kugelst du dich? hast du dich nicht schon genug gekugelt? geh endlich deiner arbeit nach.

der alltag ist schnell zurückgekehrt. tapetenwechsel tat mir gut. doch nun bin ich wieder im alten trott. und so richtig gut geht es mir nicht. ich brauche eine person um mich herum. sabine, wo ist der kuchen? backe um dein leben. lass uns heiraten, du fiktives luder.
eine person. wie schön das wäre. eine person für mich ganz allein. ihre haare würde ich mehrmals am tag striegeln und mit weidenkätzchen schmücken. wie schön du wärst. deine sanfte haut würde ich mit den feinsten ölen dieser welt salben, du wärst könig meiner kranken welt. eine robe aus schweinefett. eine scherpe aus eigenfleisch. eine krone aus zorn.

für heute bewege ich mich nicht mehr. ich bleibe hier sitzen und schieße später noch auf menschen. danach führt mich der weg direkt ins bett. vorher noch amerikanische cremes auftragen und die amerikanische zahnpasta auf die zähne auftragen. seitdem sind meine zähne viel heller. wahrscheinlich durch die einbildung oder die altersdemenz.






irgendwie 30...







irgendwie von der löffelsprache...

nichtsahnend saß ich in der straßenbahn auf dem weg nach hause. mein blick ließ die alten bauten der stadt erglimmen - endlich fühlten sie sich gesehen, entdeckt, geliebt. seit ewigkeiten stehen sie dort, möchten mit liebe überschüttet werden, doch keiner nimmt sie wahr. ich tat es. ich tue es. immer. gelegentlich steige ich aus und berühre sie, lasse meinen geist in sie fließen, gebe ihnen einen teil meiner gedanken zum lohn für ihre pracht. sie haben es sich verdient. durch meine hände spüre ich ihre wünsche. sie fließen durch mich hindurch. wie träume. ja, sie träumen von der alten zeit, in der sie wichtig waren, in der sie gebraucht wurden. heute stehen sie einfach dort und keiner kümmert sich um sie. arme dinger.

ich schweife ab. wie so oft. dies ist ein abschweif-blog. was wollte ich mitteilen? oh, die erinnerung kommt zurück. ich saß in der straßenbahn, die mich von der löblichen arbeit zurück nach hause bringen sollte. die randgruppen-straßenbahnlinie. güterverkehr des grauens. geisterbahn. nur schäbige leute fahren damit. und ich. schaue immer aus dem fenster, damit ich nicht zu ihnen gehöre. nehme den kleinen finger in den mund, damit ich spüre, dass ich noch am leben bin. lutsche ihn. nehme ihn tief. schmecke die arbeit. der arbeitssud vermischt sich mit meiner spucke. arbeiterspucke. wie schön. ich möchte sie teilen. keiner da. kein kuss. keine ewigkeit. die bahn hält. menschen und die, die es werden wollen, steigen aus. andere steigen ein. es steigt ein: knapp 190cm groß, kaputte gelb-blonde haare, halblang, rosa top, schwarz-güldener minirock, lila socken und arbeiterschuhe. wahrscheinlich ist es drogensüchtig. es hat ein vorstehendes kinn, über das schwule dichter schreiben würden. es trägt eine plastiktüte bei sich mit undefinierbarem inhalt. ich schaue kurz auf, löse mich von meinen arbeiterfingern, um kein uneindeutiges bild zu erwecken. es setzt sich. die adern auf den armen sind dick. blaue flecken schmücken sie. kronengleich. ein piercing versteckt sich auf dem nasenflügel - will nicht von anderen piercings gesehen werden - man könnte reden. es setzte sich auf den platz, als wäre es ein damensattel, nestelt dabei an der widerlichen tüte, in der sich, wie sich später herausstellen mag, miniröcke verstecken. das abgemagerte ding sitzt nun auf dem stühlchen und versteht die welt nicht. das hirn will nicht mehr richtig funktionieren nach all den drogen. armes ding. denke ich. du bist besser unter dieser bahn aufgehoben, als darin. denke ich nicht. hätte ich denken sollen, war aber zu sehr mit meiner verachtung beschäftigt. ein verachtender blick will gelernt sein: die linke lippenseite wird leicht nach oben geschoben, die augen bilden schlitze. ein böser blick. sicher peinlich für außenstehende. aber irgendjemand wird ihn verstehen und sich verachtet fühlen.

ich machte einen absatz. das ding holte einige miniröcke aus der ominösen tüte und sah sie sich an. geschmack hatte es nicht. ich bin für eine welt, in der geschmack in den altkleider-containern wohnt. es soll sich lohnen, wenn man die kleiderkammer besucht. nein, gucci führen wir nicht, aber wir haben geschmack. hier. es ist gülden. ein scheiß. armes ding. es tat mir kurz leid. doch dann nicht mehr. wenn mir alle menschen leid tun würden, könnte ich den ganzen tag nicht atmen. ich würde unentwegt weinen, nach luft schnappen. mein brustkorb würde invertieren und so tun, als wäre er eine tuba. weshalb auch immer. brustkörbe haben ihren eigenen kopf.

dieses kinn. ich bekomme es nicht mehr aus meinen gedanken. hatte könig drosselbart nicht auch so ein fieses kinn? trennte er sich nicht von seinem bart? die prinzessin mochte keine bärte, da sie davon genitalen ausschlag bekam. der bart war weg - das kinn auch. märchen sind fies. egal. es war kein märchen. das kinn im minirock fuhr sich mit den junkie-fingern durch die sisal-frisur. sisal. rosettenpflanze. gedanken abschalten, bitte. danke.

es drehte sich mehrmals um und fragte die mitfahrenden, ob es schon fünf uhr sei. wahrscheinlich hatte es einen nageltermin. gedanken abschalten, bitte. danke.

ich konnte meinen blick nicht abwenden! oh gott, ich konnte es nicht! meine blicke mussten das gottverlassene wesen studieren. jede hautfalte musste ich schauen, jede gebrechliche bewegung der dürren ärmchen musste ich in mich hineinsaugen. du bist schön - auf deine eigene skurile art, herzchen. ich möchte dir engelsflügel antackern und fotos von dir machen. sei meine vernichtete prinzessin. es brennt. in mir. du bist das, was ich immer suchte.

ein schlag auf den kopf vernichtete meine denken. ich muss mich oft selbst schlagen, damit ich in die realität zurückkehre. ein schwerer weg, lebe ich doch in einer phantasiewelt. einem imaginat. alles ist schön, solange es nicht greifbar ist.

es dreht sich um und zeigt einer frau die neuen kleidchen. die frau muss ihr würgen unterdrücken, damit sie nicht zu viel menschlichkeit zeigt. sie schaut aus dem fenster und hofft auf arbeiterspucke. sie will nicht. ihr mund bleibt trocken. wüstensand verlässt ihren kiefer. kinder laufen herbei und formen ihn zu burgen, lassen kleinwüchsige menschen darin wohnen. ein bild für die götter. ich schlage mir auf den kopf. keine kinder da. kein sand. nur das ding im kleidchen. es sitzt wie eine prinzessin auf dem sitzplatz. es riecht nach alkohol und urin. pisse. alter, abgestandener pisse. ich überlege, ob es unterwäsche trägt. es schaut aus dem fenster. hat den mund dabei geöffnet. menschen, die die ganze zeit ihren mund offen tragen, sind dumm. sie müssen ihr hirn belüften. wie ein prozessor im computer belüftet wird. oder was auch immer darin belüftet wird. vielleicht ist auch nur ein lüfter im computer, um den staub zu verteilen. und den müll, die zigarettenasche und die chips. paprika.

ich besaß einst einen computer. als ich ihn öffnete, spielte sich meine kindheit wie in einem billigen porno vor mir ab. ich fand schätze wieder. aber das ist ein anderes thema.

es saß dort. von der welt verlassen. gedanken? was ist das? ist es hübsch und glänzt? muss ich mir aus dem container fischen.

ich bin ekelhaft. habe versucht, unter den rock zu schauen. wollte sehen, ob es unterwäsche trägt oder genital. man trägt genital diesen sommer. das wäre fein. zeigt mir dein genital und ich zeige dir, wie du liebst. ich muss mich schlagen. abschweif-blog. peng. ich sollte zur tanktstelle laufen und mir eine neue cola besorgen. habe zu viel weinbrand. der muss weg, damit ich ihn nicht trinke. doch die straßen sind unsicher, immerhin hat deutschland 3:2 gewonnen. kebab bekomme ich heute nicht mehr.

ja, ich gehe gleich noch zur tanke und kaufe mir eine überteuerte cola. die mische ich dann mit meinem weinbrand. ein geschenk von onkel ulli. habe ihn seit weihnachten. nicht den ulli - den weinbrand. habe ihn nicht getrunken. der tabletten wegen. aber nun trinke ich ihn und denke an den schnee, der meinen körper bedeckt. ein feiner schnee. weiß wie die unschuld. wie puderzucker. ich sitze in einer fabrik und stelle puderzucker her. mit 13 polnischen frauen sitze ich an einem band und wir reiben kristallzucker an sandpapier. der schweiß tropft von unserer stirn. wir unterhalten uns auf löffelsprache - ich habe löffelsprache nie verstanden. die mädchen in all meinen besuchten schulklassen unterhielten sich auf löffelsprache. eine geheimsprache, um über anwesende jungen zu sprechen. ich frage mal die kleine wiki, ob sie etwas darüber weiß.

es gibt eine übersetzungs-seite für löffelsprache. ilewich mölewöchtelewe stelewerbelewen.

tina sprach damals perfekt löffelsprache. sie wohnte im selben haus und wir teilten die selbe schulklasse. wenn ich aber nun zurück blicke und die geheimnisse der löffelsprache entschlüssel, fühle ich mich schlecht. die kombinationsgabe war damals noch nicht die, die sie heute ist. heute würde ich diese sprache sofort verstehen und als unnütz abstempeln. das ist sie. weg damit. in das feuer. wascht sie rein.

das ding sitzt noch immer auf dem sitzplatz und schaut herum. erzählt, dass es sich neue kleidchen kaufte. oder besorgte. egal. zeigt jedem, der sich traut, es anzusehen, die neuen röckchen. es wäre gerne eine prinzessin. aber das kinn stört. eine prinzessin mit ausladendem kinn ist blöd. da kann auch ein glaspantoffel nicht ablenken.






irgendwie von weißen hasen und dem zahn der zeit...

zum fußballgucken zog es mich dieser tage in eine eckkneipe im bremer viertel. dort wohnte bis vor kurzem jahrelang eine eigenartige lokalität, die schwärzer nicht hätte sein können. man traute sich selten an ihr vorbei und spielte auch nicht nur einmal mit dem gedanken, sie zu betreten. nun gehört sie einem netten türken. er strich das innenleben mit freundlichen farben und lässt seine kundschaft rauchen und fernsehen. natürlich auf einem riesigen lcd-flachbild-fernseher, wie ihn momentan nur menschen besitzen, die krumme geschäfte machen. aber ich möchte ihm das nicht unterstellen. wahrscheinlich ist das ding nur geliehen. jedenfalls habe ich dort das spiel 'deutschland gegen kroatien' gesehen. ein trauerspiel. die kroatische mannschaft war reichlich vom kroatischen gott mit hässlichkeit beschenkt worden. morsche zähne gab es gratis dazu. keiner von ihnen war sexy. nicht einmal annähernd. in der kneipe saßen dunkelhäutige deutschland-fans. darf man 'dunkelhäutig' schreiben? oder ist 'afrikaner' lieber gelesen? aber das wäre falsch, denn sie kommen ja gar nicht alle auf afrika. egal. jedenfalls war das publikum schwarz. anders schwarz. nicht gruftig schwarz. eben hautschwarz. immer, wenn es so aussah, als würde deutschland punkten, sprangen sie durch die gegend und ließen ihre rastalocken durch die gegend fliegen. 'ja! holt eure voodoo-püppchen raus, jungs!' - wollte ich schreien, überdachte dieses vorhaben kurz und entschloss mich, doch einfach die fresse zu halten und dem spiel zu folgen. montag werde ich das auch tun, wenn deutschland gegen das österreichische königreich spielt. sitze dann dort mit mutlu und mogli und schaue dem ball zu, der wie wir ebenfalls schwarz und weiß ist. völkerverständigung auf hohem niveau. grandios.

es regnet. die schönen tage sind vorbei. sicher kommen sie bald zurück - doch momentan regnet es. ich sitze am fenster und schaue dem nassen treiben zu. beobachte, wie sich gründjackige frauen vor dem regen in sicherheit bringen wollen, den kampf verlieren und sich auf der stelle wie zucker auflösen. ich mache einen strich auf der liste und nehme noch einen schluck kaffee aus der tasse. lecker kaffee. kein fairer handel, da zu teuer. billigkaffee. egal. schmeckt wie kaffee. gut, wird getrunken. wie auf der arbeit. alles, was wie kaffee schmeckt, wird getrunken. oder angesehen und nach feierabend weggegossen.

gerade rauche ich und höre musik. später geht es zur mutter. danach nach hause. dann wird alte wäsche gewaschen und am nächsten tag über den körper gestreift, der eigentlich vom schwimmen gestählt erscheinen sollte. ja, ich gebe es zu: ich war nicht wieder schwimmen. habe mir lieber einen bauchweg-gürtel aus dem fernsehen bestellt. schlank und schön ohne arbeit. einfach umlegen und schön sein. ist gelogen. besitze ihn nicht. dennoch möchte ich schön und muskulös sein, wie adel. und braun, wie rudolph.

das sind alles vorhaben, die ebenfalls auf meine liste kommen. nun sind es schon dreizehn seiten, die abgearbeitet werden wollen. doch durch zufall werde ich diese liste auf der fahrt zur arbeit in der straßenbahn vergessen. wie die listen zuvor. die alte frau rief mir noch hinterher, dass ich meine besorgungsliste auf dem sitzplatz habe liegen lassen. ich strafte sie nur mit einem bösen blick und wünschte ihr einen schnellen tod.

ist es nicht aufregend, wie sich alles ändert? menschen, freundschaften, das leben. es ändert sich oft und man schaut dabei zu. kuschelt sich in die änderungen und mag sie gelegentlich. es ändert sich momentan einiges und es gefällt mir bzw. nehme ich es an, lasse es auf mich wirken und trinke dabei kaffee. oder die 'kaffee kola' von fritz. leckeres zeug machen die. haben meine werten kollegen entdeckt. sie entdecken immer eigenartige dinge, die mir gefallen. ich muss es ihnen dann immer nachkaufen und bestehe dann darauf, dass es meine entdeckung war. danach schließe ich mich im keller ein und lache gellend, forme berühmte gebäude mit knetgummi nach und zerschlage sie mit der faust. ich bin verrückt.

marvin heißt der kleine junge. er ist niedlich, nimmt alles aus den regalen und lässt es dann liegen. die mutter von marvin ist überfordert. sie wirkt alleinerziehend auf mich und sicher besitzt sie keinen fernseher, da sie die ratschläge der 'supernanny' sonst verinnerlicht hätte. sie erzieht ihr kind ohne nachdruck und disziplin. wenn marvin nicht hört, dann redet sie noch sanfter auf ihn ein. dumme nuss. würde marvin sicher denken, wenn er in einem denkfähigen alter wäre. somit übernehme ich das denken für ihn. habe ihm schon für einige seiner aktionen auf die schulter geklopft und ihm gesagt, dass ich auf ihn warten werde. wenn er dann in 15 jahren im heiratsfähigen alter ist, kaufen wir gemeinsam ein haus in den andalusischen anden. dekorationsmaterial für die küche habe ich gestern in weiser voraussicht schon gekauft. hach, marvin, es wird so fein.

lassen wir das. wahrscheinlich sieht er in 15 jahren ebenso verbraucht aus wie seine mutter. ich schätze sie auf mitte 50, aber wahrscheinlich ist sie anfang 20. oder 17. denn heute ist es ja vollkommen out, wenn man bei der geburt seines ersten kindes über 17 ist. schrecklich. auch allein die vorstellung, dass unsere eltern uns in unserem momentanen alter auf die welt brachten, ist komisch. moment, ich muss diesen satz noch einmal durchlesen. lasse ihn so stehen. mutter bekam mich 28 jahren. nein, sie war 28, nicht ich. das war damals total hipp. wenn man mit 30 schon vier kinder hatte, war man toll. heute ist man asozial, wenn man mit 30 diese kindermenge erreicht.

gleich spiele ich noch ein wenig 'silent hill: origins'. nackt. es macht mich an. dieses spiel verzaubert mich. ich fühle mich an 2002 erinnert, als ich mir den zweiten teil bitter zusammen sparte und dann im laden hin und her lief, nicht sicher war, ob ich über 100 deutsche mark für ein spiel ausgeben soll. seit der euro bei uns angekommen ist, macht man sich kaum noch gedanken über den preis einiger dinge. man kauft sie einfach, da der atomkrieg eh so gut wie vor der tür steht. wenn man dann in den pilz schaut, kann man sagen, dass man lebte und sich etwas leistete. fein. punkt vierziehn auf der legendären liste.

ich schreibe nicht, dass ich in der letzten zeit nur einmal im monat schrieb und es mir leid tut. denn das tut es nicht. und ich schreibe ebenfalls nicht, dass ich besserung gelobe - denn dieses versprechen werde ich nicht halten. ehrlichkeit ist sexy. und weil ich so verdammt sexy bin, komme ich nun zum ende. ich muss mich entkleiden und zu 'white rabbit' vor dem fenster tanzen.






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